Feierliche Eröffnung des MWS Branch Office Tbilissi

Vernetzung und Vertrauen – diese Themen standen im Zentrum der feierlichen Eröffnung des MWS Branch Office Tbilissi. Am 14.6.2025 feierte das Max Weber Netzwerk Osteuropa (MWNO) die Arbeit seines ersten Standorts mit der Präsidentin der MWS Ute Frevert, dem deutschen Botschafter in Georgien Ernst Peter Fischer sowie Kolleg*innen aus dem gesamten Südkaukasus im Goethe-Institut Georgien und gab zugleich Einblicke in die Arbeit zu und in der Region.

Die Direktorin des MWNO Sandra Dahlke stellte die Arbeit im Südkaukasus in den Kontext des dezentralen Netzwerkes mit seinen Standorten entlang der interimperialen Kontaktzonen in Osteuropa. Sie betonte die Vernetzungs- und Brückenfunktion, die das MWNO zwischen Gastländern und Deutschland mit dem Max Weber Forum Helsinki, dem zusammen mit dem DHI Warschau betriebenen Standort in Vilnius sowie dem Büro in Tbilissi versieht. Sandra Dahlke verwies auch auf die Arbeit der Forschungsstelle Ukraine.

Zugleich hatte die Feier eine traurige Note: der Tod von Andreas Hilger, der seit Herbst 2023 mit seinem Team Aufbau und Vernetzung des Büros in Tbilissi voller Elan vorangetrieben hatte, jährte sich am 15.6.2025 zum ersten Mal. Mit einem in memoriam würdigten die Anwesenden sein Wirken im Rahmen des MWNO und der MWS in und jenseits des Kaukasus.

In seinem Grußwort nahm Ernst Peter Fischer Bezug auf die Rolle von verschiedenen Traumata für die Geschichte der Region. Seiner Besorgnis hinsichtlich der Zivilgesellschaft im Südkaukasus stellte Ute Frevert ihr Vertrauen in das kritische Potential von Wissenschaft gegenüber. Zudem bekräftigte sie das Engagement der MWS in Osteuropa trotz der tektonischen Veränderungen, die der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit sich gebracht hat.

Tamar Keburia (Tbilissi) und Ruslan Baramidze (Batumi) berichteten über Ihre Erfahrungen mit dem Deutschlandstipendium für Wissenschaftler*innen aus dem Südkaukasus. Auch sie unterstrichen die Zentralität von Vernetzung und Vertrauen für ihre Arbeit.

Der neue Leiter des Büros in Tbilissi und stellvertretende Direktor des MWNO Moritz Florin hob die Bedeutung des Büros für den Südkaukasus hervor. Es gelte in der Forschung transnationale Vernetzung und globale Perspektiven voranzutreiben und zugleich den Standort Tbilissi zu nutzen, um neu auf die transregionale Geschichte der eurasischen Imperien zu blicken.

Eine transregionale Perspektive auf den Kaukasus entwickelte auch der Festvortrag. Mit seinen Ausführungen zur Formierung von Heiligenverehrung vor 780 n. Chr. bettete Bryan Ward-Perkins (Oxford) die Region in den weiteren Kontext der Spätantike ein. Er verglich dazu die in armenisch- und georgischsprachiger Überlieferung festgehaltenen Praktiken mit denen in koptischen, griechischen, lateinischen und altsyrischen Quellen. Zu klären war, warum Christen begannen, Heiligen aus vorangegangenen Jahrhunderten eine Bedeutung für die eigene Gegenwart zuzuschreiben. Angesichts der Rolle von Zuschreibungen in Geschichte und Gegenwart eine passende Frage auch für die Arbeit des MWNO, nicht zuletzt im Südkaukasus.

 

Text: Maike Lehmann