Andreas Hilger ist am 15. Juni im Alter von 57 Jahren zu unserer großen Bestürzung und für uns alle völlig unerwartet verstorben. Andreas Hilger leitete seit September 2023 als Stellvertretender Direktor des neu gegründeten Max Weber Netzwerks Osteuropa das Büro der Max Weber Stiftung in Georgien. Von 2019 bis 2023 war er Stellvertretender Direktor des DHI Moskau. Zuvor hatte er seit 2016 für das DHI Moskau das Forschungs- und Digitalisierungsprojekt „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte“ geleitet. Andreas Hilgers wissenschaftliche Interessen waren außergewöhnlich weitgefächert. Seine Arbeitsfelder umfassten die Geschichte Deutschlands, die Geschichte Russlands und der UdSSR sowie die Geschichte Südasiens vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Andreas Hilger war ein außergewöhnlich produktiver Wissenschaftler. Seine Publikationen widmen sich NS-Verbrechen und ihrer juristischen Aufarbeitung, der Entwicklung des internationalen Strafrechts, Sicherheitskonzepten und -strukturen seit dem 19. Jahrhundert, der Geschichte der Geheimdienste im Kalten Krieg sowie der Erinnerungskultur. Einen markanten Schwerpunkt seiner Forschungen bildeten internationale und globale Verflechtungs- und Entflechtungsprozesse, zu nennen sind insbesondere Strategien des Imperialismus, Prozesse der Dekolonisierung, der Kalte Krieg und dessen Nachwirkungen. Zuletzt arbeitete Andreas Hilger an einem Projekt über Peacekeeping-Unternehmungen und -Ansätze im postsowjetischen Raum, das er nicht mehr abschließen konnte.
Andreas Hilger hat mit sehr viel Umsicht das Büro der Max Weber Stiftung in Georgien aufgebaut und sich in kürzester Zeit in Georgien und Armenien höchste Anerkennung erworben. Die Mitarbeiter*innen des DHI Moskau, des Max Weber Netzwerks Osteuropa und des Büros in Tbilissi konnten sich, auch in schweren Situationen, immer auf seine Sachkenntnis und seine verständnisvolle Unterstützung verlassen. Wir alle werden Andreas Hilger, seine unprätentiöse zugewandte Art, seine Freundlichkeit, seinen tatkräftigen Optimismus und seinen Humor sehr vermissen. Wir bleiben unserem Freund und Kollegen in großer Dankbarkeit verbunden.
Ute Frevert, Sandra Dahlke, Harald Rosenbach