Project Database

The MWS project database provides an overview of current and completed projects at the institutes of the MWS and aims to make information on these accessible to everyone. It enables a search by subject area and subject. It is based on the selection of the Dewey Decimal Classification (DDC) adapted by the Bayerische Staatsbibliothek as the German specialised library for the field of history. It is also possible to search by country (states existing today) and major epochs. The database includes dissertation and habilitation projects that were funded, for example, as part of a scholarship, as well as the institute's own and third-party-funded collaborative projects.


The search results are sorted chronologically in descending order, starting with the project with the most recent start date.

The project database aims to provide a comprehensive overview of the thematic breadth and diversity of research at the institutes and research groups of the MWS. Information on current research foci of the institutes can be found on the respective institute websites.

DHI Paris
Inszenierung von Geschlechterordnungen im Turnier. Repräsentationen, Ideale und kulturelle Praxis zwischen Genderkonformität und Gendernonkonformität
Projektbeginn: 2014
Projektende: 2017
Antragsteller/-in, Sprecher/-in, Projektleitung: Constanze Buyken
beteiligte Personen: Constanze Buyken
Themengebiet: Geschichte allgemein
Ort: Europa, Frankreich
Zeit: 14.-15. Jahrhundert
Epoche: Mittelalter
Von der historischen Spieltheorie inspiriert und sich in den Ansatz der Forschungsgruppe einbettend, wird das Turnier in diesem Projekt als eine agonale Freizeitbeschäftigung betrachtet, die spielerische, festliche, sportliche und kompetitive Elemente in sich vereint. Dabei wird das Turnier als ein Ort des Zusammentreffens, der Kommunikation und der Repräsentation sowie als Moment der Aushandlung von Bildern und Normen untersucht, die die Gesellschaften des ausgehenden Mittelalters prägten. Das Turnier ist jedoch nicht nur als Interaktionsraum der spätmittelalterlichen Soziabilität im Allgemeinen zu begreifen, sondern insbesondere als ein zentraler Ort des öffentlichen Zusammentreffens zwischen Männern und Frauen. Ziel des Dissertationsvorhabens ist deshalb die Untersuchung von Kampfspielen im 14. und 15. Jahrhundert in Frankreich, Burgund und dem Reich in einer kultur- und geschlechterhistorischen Perspektive, die in der bisherigen Forschung ein Desiderat ist. In den Quellen erscheint dieses Zusammentreffen als stark gegenderte Ritualisierung, in der Ritter und Dame diskursiv eingeübte Geschlechterrollenbilder verkörpern, die sich nicht zuletzt aus den Normen höfischer Verhaltensideale speisen und etwa durch die zeitgenössische Traktatliteratur vermittelt wurden. Diese Voraussetzungen und Implikationen nimmt das Projekt in den Blick, um die Performanz von Geschlecht in spätmittelalterlichen Kampfspielen zu erörtern. Dazu ist nicht nur eine Neubewertung der konkreten Rollen und Funktionen von Frauen im Turnier erforderlich, die in rituellen und symbolträchtigen Handlungen definierend, richtend und regulierend eingriffen. Es stehen vor allem Erörterungen zur Konstruktion, Repräsentation und Performativität von geschlechtlichen Kategorien im Zentrum des Projekts. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Maskulinität, deren Untersuchung in der Turnierforschung bislang vernachlässigt wurde. So legt die Arbeit unter Rückbezug auf die Ansätze und Theorien der Women’s, Gender und Masculinity Studies auch strukturelle und theoretische Fragestellungen nach der Konstruktion und performativen Inszenierung von Männlichkeits- und Weiblichkeitsentwürfen, gegenderten Verhaltensnormen und physischen Idealen an das spätmittelalterliche Turnier an. Ein zentraler Ansatzpunkt des Projekts ist es dabei jedoch, Binaritäten stets zu hinterfragen und die Kategorien Männlichkeit und Weiblichkeit nicht als eindimensional, natürlich und statisch zu betrachten, sondern sich stets ihrer performativen Prozesshaftigkeit bewusst zu sein, die Umbrüchen und Aushandlungen unterlagen. Es gilt in der Arbeit deshalb auch, nach Möglichkeiten der Transgression im spätmittelalterlichen Turnier zu fragen.

Link: https://www.dhi-paris.fr/forschung/mittelalter/inszenierung-von-geschlechterordnungen-im-turnier.html