Project Database

The MWS project database provides an overview of current and completed projects at the institutes of the MWS and aims to make information on these accessible to everyone. It enables a search by subject area and subject. It is based on the selection of the Dewey Decimal Classification (DDC) adapted by the Bayerische Staatsbibliothek as the German specialised library for the field of history. It is also possible to search by country (states existing today) and major epochs. The database includes dissertation and habilitation projects that were funded, for example, as part of a scholarship, as well as the institute's own and third-party-funded collaborative projects.


The search results are sorted chronologically in descending order, starting with the project with the most recent start date.

The project database aims to provide a comprehensive overview of the thematic breadth and diversity of research at the institutes and research groups of the MWS. Information on current research foci of the institutes can be found on the respective institute websites.

DFK Paris
Der Surrealismus und das Geld. Händler, Sammler und Vermittler
Projektbeginn: 2014
Thema: Entwicklung von Kunst, Surrealismus, Kunsthandel
Themengebiet: Malerei, Wirtschaft, Kultur- und Mentalitätsgeschichte
Ort: Frankreich
Zeit: 1925–1947
Epoche: Neuzeit
Große Künstler machen große Händler, soll Daniel-Henry Kahnweiler einmal bemerkt haben. Oder sind es umgekehrt die Kunsthändler, die Avantgarden produzieren? »Que serions-nous devenus si Kahnweiler n’avait pas eu le sens des affaires?«, fragt sich Picasso und weist damit dem Galeristen eine entscheidende Rolle für die Durchsetzung seines künstlerischen Erfolges zu. Für den Surrealismus scheint diese These indes nicht zuzutreffen. Vergeblich sucht man nach der einen Galerie oder nach dem einem Kunsthändler, die eine Monopolstellung für die surrealistische Kunst besessen hätten wie Kahnweiler, der mit der Galerie Simon den Kubismus zum Erfolg führte. Das Fehlen einer prägenden Händlerfigur ist Bestandteil eines Systems, das unter der Ägide von André Breton den Surrealismus auf spezifische Weise als »andere« internationale Avantgarde etabliert. Denn von Beginn an setzt der Surrealismus auf die eigene Vermarktung, die von strategischen Erfolgskalkülen geleitet wird: von der Gestaltung der Ausstellungskataloge bis zur Zeitschrift als ideologischer und künstlerischer Plattform, von der öffentlichkeitswirksamen Werbung bis hin zur Vernissage und zum Display der Ausstellungen.

Allerdings kommen auch die Künstler des Surrealismus nicht ohne Galerien und Kunsthändler aus, auch sie sind auf Ausstellungen, Verkäufe und auf die Zusammenarbeit mit Galeristen angewiesen. Die etablierten Händler der rive droite stehen dem Surrealismus zwar interessiert, aber kommerziell distanziert gegenüber, auch die jungen Galerien der rive gauche (Galerie Pierre, Galerie Jeanne Bucher, Galerie Van Leer, Galerie Goemans u.a.) taxieren die junge Avantgarde als unternehmerisches Risiko, weshalb die Künstler in der Regel mit mehreren Kunsthändlern zusammenarbeiten, so etwa Max Ernst mit den Galerien Van Leer, Jeanne Bucher und Pierre Colle.

Eine systematische kultur-, kunst- und wirtschaftshistorische Analyse der Handelswege und Netzwerke, die den Surrealismus als eine der großen Avantgarden des 20. Jahrhunderts konstituiert haben, steht seit langer Zeit aus. Welche Rolle spielte der Kunstmarkt bei der Etablierung des Surrealismus als internationale Avantgarde? Wer waren die Akteure, Plattformen und Medien seiner Vermarktung und Selbstvermarktung? Auf welche Weise wurden Kunstwerke von Max Ernst, Salvador Dalí, Yves Tanguy u.a. zunächst in Europa und dann in den USA zu gefragten Sammler- und Museumsstücken? Und wie positionierten sich die Surrealisten selbst zum kommerziellen, in ihren Augen kapitalistischen System des Kunstmarkts? Zum Auftakt des sich in Vorbereitung befindlichen Projekts Le monde aux temps des surréalistes. Zentren, Peripherien und Itinerarien des surrealistischen Kunstmarktes, 1925–1947 fand am 7. und 8. November 2014 ein erster Workshop statt, zu dem internationale Spezialisten des Surrealismus und des Kunstmarktes eingeladen wurden.