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OI Istanbul

Melike Şahinol

This is what I am working on:

Mit der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung verlagerte sich mein Forschungsschwerpunkt von Technik-Körper-Konfigurationen sowie Praktiken wissenschaftlich-technischer Eingriffe, etwa durch Körpermodifikationen oder 3D-Drucktechnologien im medizinischen Bereich auf breitere sozio-technische Dynamiken, die über den Körper hinausgehen und in verschiedene gesellschaftliche Bereiche hineinwirken. Heute untersuche ich, wie digitale Technologien – von Künstlicher Intelligenz über Automatisierung bis hin zu datengetriebenen Systemen – Innovationsprozesse gestalten, Arbeitswelten transformieren und neue soziale Dynamiken hervorbringen. Mein Fokus liegt insbesondere auf den Schnittstellen zwischen Technologie, Gesellschaft und neuen Formen der Wissensproduktion.

What excites me about my field of research?

Technologie war stets ein integraler Bestandteil menschlicher Erfahrung – ob in Bezug auf den Körper oder auf gesellschaftliche Strukturen. Während meine frühe Forschung sich mit der Transformation von Körpern und Subjektivität durch Technologie beschäftigte, fasziniert mich heute, wie digitale Technologien gesellschaftliche Machtverhältnisse verschieben, Arbeitsprozesse neu gestalten und globale Innovationsnetzwerke formen.

Besonders spannend ist die Frage, wie verschiedene Akteure – von Wissenschaftler:innen über Entwickler:innen bis hin zu Unternehmen und politischen Institutionen – technologische Innovationen aushandeln, welche historischen Trajektorien dabei eine Rolle spielen und wie spezifische Innovationskulturen die Entwicklung von High-Tech-Produktion prägen. Dabei interessiert mich insbesondere, wie sich digitale Transformationen in unterschiedlichen sozio-technischen Kontexten entfalten und welche Wechselwirkungen zwischen lokalem Wissen, globalen Wertschöpfungsketten und technologischen Fortschritten bestehen.

Die Analyse dieser Prozesse erlaubt nicht nur einen Blick auf gegenwärtige Transformationen, sondern eröffnet auch neue Perspektiven darauf, wie Innovationskulturen über historische Trajektorien hinweg entstehen, welche Rolle lokale und globale Dynamiken in High-Tech-Produktionsumgebungen spielen und wie sich digitale Infrastrukturen und sozio-technische Netzwerke nachhaltig gestalten lassen.

What is the biggest challenge in my research?

Die Erforschung technologischer Entwicklungen und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen erfordert eine kontinuierliche Anpassung der Methodik an sich dynamisch verändernde Kontexte. Während meine frühere Forschung insbesondere qualitative Methoden zur Untersuchung individueller Erfahrungen mit Technologie einsetzte – etwa bei der Arbeit mit Kindern mit Behinderung –, stehen heute interdisziplinäre Ansätze im Vordergrund, um die Wechselwirkungen zwischen Technologie, Wirtschaft, Politik und sozialen Strukturen umfassend zu analysieren.

Besonders herausfordernd ist es, sowohl lokale Innovationspraktiken als auch globale digitale Transformationsprozesse in einem gemeinsamen Rahmen zu erfassen. Durch ethnografische, qualitative und vergleichende Ansätze untersuche ich, wie digitale Technologien in unterschiedlichen Innovationskulturen verankert sind, welche historischen Trajektorien sie prägen und welche Dynamiken sich in High-Tech-Produktionsumgebungen entfalten. Diese Prozesse zu erfassen erfordert nicht nur eine analytische Perspektive, sondern oft auch einen direkten Einblick in Unternehmenspraktiken und Produktionsprozesse.

Institutional assignment and task:

Dr. Melike Şahinol zuvor Leiterin des Forschungsfelds „Mensch, Medizin und Gesellschaft“ ist seit Februar 2025 Principal Investigator des von der DFG geförderten Projekts „Manufacturing Practices of Medical Instruments in Innovation Clusters: A Comparative Study of Tuttlingen, Sialkot und Samsun (MediCluster)“ und Leiterin des Forschungsfelds „Science, Technology and Society“ am Orient-Institut Istanbul.

Contributions from the thematic portal

Enabling-Technologien in der Kindheit

Unabhängigkeit, Inklusion und „Superkraft“ für Kinder mit körperlichen Behinderungen – dies ist das Ziel sogenannter „Enabling-Technologien“, zu denen beispielsweise 3D-gedruckte Kinderprothesen mit Heldenmotiven zählen. Doch funktionieren solche Prothesen tatsächlich als „Enabler“, also als ermöglichende Technologie? Mit dieser Frage beschäftigt sich Melike Şahinol in ihrem Projekt „Additive Manufacturing: Enabling-Technologien in der Kindheit“.