Ich beschäftige mich mit dem Zusammenspiel von Kultur, Politik und Gesellschaft. In meinem derzeitigen Projekt geht es um die Dezentrierung des globalen Kanons kultureller Produktion, Fragen nach Mobilität und Repräsentation, anhand der Untersuchung der Professionalisierung der Kunstwelt des Libanons. Im Mittelpunkt stehen die Laufbahnen von Künstlerinnen und Künstlern im und aus dem Libanon seit der Unabhängigkeit 1943. Es geht darum, Kontext und künstlerische Produktion stärker miteinander zu verbinden. Hier kommen auch die Digital Humanities mit ins Spiel.

Das Feld ist noch weitgehend unerforscht, während das Interesse sehr groß ist und Quellen vorhanden sind, wenn auch verstreut und nicht immer leicht auffindbar. Das macht die Forschung unglaublich spannend und lohnend. Zudem ist sie sehr abwechslungsreich, zwischen oral history und Archivarbeit an sehr unterschiedlichen Orten mit verschiedenen Materialien. Auch bietet das Feld Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit kulturellen Institutionen wie Museen und Galerien. Die Forschung ist relevant.

Die Quellenlage ist im Voraus nicht richtig einzuschätzen, sowohl was Inhalt wie auch den Umfang angeht, da das Material an vielen Orten verteilt ist die erst einmal aufgespürt werden müssen. Meist ist es nicht organisiert oder gar inventarisiert. Hier ist es wichtig, nicht den Fokus zu verlieren.

Dr. Nadia von Maltzahn leitet das ERC-geförderte Projekt LAWHA am Orient-Institut Beirut.