Call for Papers: „Verbündete Besatzer?“ – Forschungen zu den ‘Gruppen der Truppen’ der Sowjetarmee in Osteuropa (MWN Osteuropa)

Bewerbungsschluss: 10.11.2025

Internationaler Workshop, 23.-24. April 2026, Max Weber Forum, Helsinki

Bewerbungsschluss: 10. November 2025

Organisator: Matthias Uhl (MWNO, Helsinki)

Arbeitssprachen: Deutsch & Englisch

Soviet War Memorial Parade, Tiergarten, Berlin, 1980s © Torfaen Corvine via Wikimedia Commons

 

Die Durchsetzung des sowjetischen Machtanspruches in Ost- und Ostmitteleuropa nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beruhte auf Gewalt- sowie dem Machtmonopol der UdSSR. Keines der sozialistischen Regime hatte eine demokratische Legitimation, und ohne sowjetische Unterstützung war keines von ihnen überlebensfähig. Die Sowjetunion garantierte die Sicherheit der sozialistischen Diktaturen notfalls auch gegen die jeweilige Bevölkerung. Hierfür griff sie vor allem auf ihre militärischen Truppen zurück, die in diesen Staaten stationiert waren. Aus diesen ließ sie nicht selten sogenannte Gruppen der Truppen bilden, denn erst wenn Gewalt organisiert und institutionalisiert wird, kann sie sich über einen längeren Zeitraum verstetigen. Die „instrumentale Macht“ der Besatzungstruppen beruhte auf ihrer Fähigkeit, Drohungen in die Tat umzusetzen. Wer – wie die DDR 1953, Ungarn 1956 oder die ČSSR 1968 – die Erfahrung machte, dass „Ungehorsam“ bestraft wird, stellte sich auf Wiederholungen ein und antwortete, wie es die Situation erfordert. Der sowjetische Machtanspruch auf Ost- bzw. Ostmitteleuropa konnte erst dann nicht mehr aufrechterhalten werden, als der Einsatz von militärischer Gewalt zu dessen Erhalt ausgeschlossen wurde.

Im Rahmen des Workshops soll ein Forschungsprojekt zur Stationierung sowjetischer Truppen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Osteuropa zur Sicherung des eigenen Machtbereiches angeschoben werden. Ein Ziel dieses Projektes ist es, systematisch zu ermitteln, wo Einheiten der Sowjetarmee während des Kalten Krieges in der SBZ/DDR, in Österreich, Polen, Rumänien, Bulgarien, der Tschechoslowakei sowie den drei baltischen Staaten stationiert gewesen waren. Erfasst werden sollen aber auch Stationierungen sowjetischer Einheiten im Kaukasus bzw. Transkaukasus. Zudem werden kurzzeitige Stationierungen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges untersucht, z.B. in Norwegen und Finnland. Die so gesammelten Daten sollen erstmals in einer Datenbank mit der Möglichkeit einer geografischen Betrachtung zusammenfließen und damit der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Zugleich sollen die entsprechenden Datensätze mit Quellen aus den unterschiedlichsten Beständen unterfüttert werden, um die Folgen der langfristigen sowjetischen und russischen Geheimhaltung in diesem Bereich zu überwinden.

Auf der Grundlage der gesammelten Informationen soll zudem eine Geschichte der militärischen Besetzung Osteuropas während des Kalten Krieges durch die Sowjetunion geschrieben werden. Hierbei sollen sowohl die Bereiche der Raum-, wie auch einer modernen Militärgeschichte berücksichtigt werden. Damit lassen sich Schwerpunkte und Änderungen in den Prioritäten der Sowjetunion bei der Sicherung ihres Einflusses in Osteuropa noch besser erkennen.

In einem dritten Forschungsfeld soll untersucht werden, welche Auswirkungen der Rückzug der Gruppen der Truppen aus Osteuropa sowie die Auflösung der Sowjetarmee auf die gesellschaftliche und politische Entwicklung in den bisherigen Stationierungsländern, aber auch in den damaligen europäischen GUS-Staaten hatte. Gerade hier besteht besonderer Forschungsbedarf begünstigte doch das Zerbrechen der Sowjetarmee bewaffnete nationale Konflikte zwischen den neu entstehenden Staaten, innere gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen nationalen Gruppen, die weitere Herausbildung von organisiertem Verbrechen, Waffenhandel usw.

Der ausführliche CfP ist hier einsehbar.


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