Anlässlich der Veröffentlichung von zuvor nicht zugänglichen Akten der Wehrmacht aus russischen Archiven lädt die Max Weber Stiftung mit dem Deutschen Historischen Institut (DHI) Moskau gemeinsam mit dem Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation und der Russischen Historischen Gesellschaft zu einem feierlichen Eröffnungsakt am 29. April 2015 um 12 Uhr in das Museum der Streitkräfte in Moskau ein. Von russischer Seite sind Duma-Präsident Sergej Jewgenjewitsch Naryschkin, der sich persönlich für dieses Projekt eingesetzt hat, und der Chef des Zentralarchivs des russischen Verteidigungsministeriums Igor Albertowitsch Permjakow zugegen. Für die deutsche Seite werden der Präsident der Max Weber Stiftung, Professor Dr. Hans van Ess, und der Direktor des DHI Moskau, Professor Dr. Nikolaus Katzer, sprechen.
Das DHI Moskau arbeitet mit seinen russischen Partnern seit Anfang 2014 an dem Projekt. Der Bestand der deutschen Dokumente im Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums umfasst ca. 28.000 Akten und ist insgesamt in 50 Findbücher gegliedert. Nach dem Abschluss der ersten Projektphase werden am 29. April 2015 die für die Forschung besonders wichtigen Unterlagen des Oberkommandos der Wehrmacht (271 Akten) und des Heeres (988 Akten) sowie der Heeresgruppe Mitte (852 Akten) weitgehend online zugänglich gemacht. Ausgenommen sind bislang großformatige Karten, deren Digitalisierung besonders aufwändige Technologien erfordert. In einer zweiten Projektphase folgen in Kürze die Bestände der Heeresgruppe „Weichsel“ (54 Akten), des Amts Ausland/Abwehr im OKW (52 Akten), der Waffen-SS und Polizei (120 Akten) sowie Beutedokumente der Aufklärungsverwaltung beim Generalstab der Roten Armee –GRU (332 Akten).
Prof. Dieter Pohl von der Universität Klagenfurt, der wohl beste Kenner der deutschen Besatzungspolitik in der Sowjetunion und des Holocaust, hält diese neuen Akten für unverzichtbar, „ergänzen sie doch genau die Bestände, die im Bundesarchiv in Freiburg bislang fehlen“.
Weltkriegsspezialist Prof. Bernd Wegner von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg setzt große Hoffnungen in die Untersuchung der Dokumente von Wehrmachtseinheiten unterhalb der Divisionsebene, galt doch deren Überlieferung bislang als weitgehend verschollen bzw. vernichtet.
Zur Sicherung der Bestände werden die Akten in digitalisierter Form dem Bundesarchiv Koblenz übergeben und zusätzlich auf perspectivia.net, der Publikationsplattform der Max Weber Stiftung, veröffentlicht.
Weitere Informationen zum CAMO-Projekt und anderen Vorhaben des DHI Moskau zur Digitalisierung deutscher Akten in Russland finden Sie unter:
Die Max Weber Stiftung (MWS) fördert die außeruniversitäre Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in ausgewählten Ländern sowie das gegenseitige Verständnis zwischen Deutschland und diesen Ländern. Sie unterhält zurzeit zehn geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und zwei Forschungsgruppen.
Das Deutsche Historische Institut in Moskau (DHI Moskau) setzt sich seit seiner Gründung im Jahr 2005 dafür ein, die wissenschaftliche Zusammenarbeit von Historikerinnen und Historikern aus Russland und Deutschland zu fördern. Es ist eines von insgesamt zehn geisteswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen im Ausland, die unter dem Dach der in Bonn ansässigen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Max Weber Stiftung stehen und in ihren jeweiligen Gastländern ähnliche Zielsetzungen verfolgen.
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