Die Europäische Union – Zwischen Dauerkrise und „leiser Supermacht“

Die Podiumsdiskussion der Veranstaltungsreihe „Geisteswissenschaft im Dialog“ findet am 21. September 2015 ab 18:30 Uhr in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin statt und widmet sich dem Thema Europa.

Nach dem kriegerischen 20. Jahrhundert wurde die Europäische Union zum Zwecke des Friedens, der Freiheit und des Wohlstandes gegründet. Mittlerweile ist sie mit 28 Mitgliedsstaaten zu einer „leisen Supermacht“ aufgestiegen (Moravcsik 2009) und misst sich als große Welthandelsmacht mit den USA, China und Indien. Die Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung gehören zur weltweiten Spitze. In ihrem Bestreben nach einer Verrechtlichung internationaler Beziehungen ist sie zudem eine der führenden Zivilmächte.

Die Attraktivität der Europäischen Union scheint deshalb für einige ihrer Nachbarländer ungebrochen. Beitrittskandidaten sind sogar bereit, erhebliche Anstrengungen aufzuwenden und viele Jahrzehnte zu warten, um Aussicht auf Aufnahme zu bekommen. Andererseits beherrschen Themen wie die Euro-Krise und die Haushaltslage in Griechenland zunehmend die öffentliche Diskussion. Manche sprechen in Anbetracht des wirtschaftlichen Gefälles, der trägen Koordination und der Vielzahl an Partikularinteressen der Mitgliedsstaaten sogar von einer „europäischen Dauerkrise“. In Großbritannien soll im nächsten Jahr ein Referendum über den Austritt aus der Europäischen Union stattfinden. Der Ausgang könnte zu einer erneuten Zerreißprobe für die Gemeinschaft werden. Aber auch Bürokratismus und die scheinbare Intransparenz der politischen Prozesse sind immer wieder geäußerte Kritikpunkte.

Welche unterschiedlichen Bewertungen der Europäischen Union gibt es unter den Mitgliedsstaaten? Wohin soll oder kann sich die Europäische Union weiterentwickeln? Sollen weitere Länder aufgenommen werden? Welche Rolle spielen hierbei Urteile und Vorurteile, die zurzeit insbesondere zwischen dem Norden und dem Süden bestehen? Und welche Erwartungen haben die osteuropäischen Staaten an Europas Zukunft? Sind divergierende Grundansichten möglicherweise die Motive für die Skepsis? Neigen wir als europäische Bürger vielleicht zu sehr dazu, besonders strenge Bewertungsmaßstäbe anzulegen und die Vorteile der Europäischen Union kleinzureden?

Diese und weitere Fragen diskutieren unsere Expertinnen und Experten aus historischer, wirtschaftlicher, politischer und soziologischer Perspektive. Ein Umtrunk im Anschluss gibt Gelegenheit zu weiterem Gedankenaustausch.

Diskutanten
Prof. Dr. Martin Baumeister, Deutsches Historisches Institut Rom, Max Weber Stiftung
Prof. Dr. Miloš Rezník, Deutsches Historisches Institut Warschau, Max Weber Stiftung
Prof. Dr. Christian Tomuschat, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Moderation: Anne Raith, Deutschlandfunk

Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung bei Herrn Denis Walter unter walter@maxweberstiftung.de wird gebeten. Mehr Informationen zur Podiumsdiskussion und zu den Referentinnen und Referenten finden Sie auf www.geisteswissenschaft-im-dialog.de.

Veranstaltungsort

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Leibniz-Saal
Eingang: Markgrafenstr. 38
10117 Berlin

Hintergrund
Geisteswissenschaft im Dialog ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Schirmherrin ist die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka.

Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland ist eine bundes-unmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften und forscht dezentral. Derzeit unterhält sie zehn Institute mit Standorten in Beirut, Istanbul, Kairo, London, Moskau, Neu-Delhi, Paris, Rom, Tokio, Warschau und Washington. Mit ihren weltweit tätigen Instituten leistet die Max Weber Stiftung einen wesentlichen Beitrag zur Verständigung und Vernetzung zwischen Deutschland und den Gastländern bzw. -regionen. Indem sie sowohl den Dialog der Fachkulturen fördert als auch Beschäftigte aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammenbringt, verstärkt sie die Internationalisierung der Forschung in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.

Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist die Dachorganisation von acht Wissenschaftsakademien. Sie vereint mehr als 1.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, die zu den national und international herausragenden Vertretern ihrer Disziplinen gehören. Gemeinsam engagieren sie sich für wissenschaftlichen Austausch, exzellente Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert mit dem Akademienprogramm das derzeit größte geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland. Darüber hinaus organisiert die Akademienunion gemeinsame Veranstaltungen ihrer Mitgliedsakademien (u. a. den Akademientag) und beteiligt sich an der wissenschaftsbasierten Gesellschafts- und Politikberatung.

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