Hannah Arendt war eine der bedeutendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Stellungnahmen zu historischen und politischen Ereignissen ihrer Zeit, allen voran ihr „Bericht von der Banalität des Bösen“ zum Eichmann-Prozess in Jerusalem, haben allerdings nicht nur Befürworter gefunden, sondern immer wieder auch große, internationale Kontroversen ausgelöst. Gemäß ihrem Leitgedanken, dem „Denken ohne Geländer“, hat Arendt leidenschaftlich auch wenig populäre Positionen vertreten. Ganz ihrer Theorie der politischen Urteilskraft verpflichtet, vermochte sie allerdings auch, ihr eigenes Urteil in der Auseinandersetzung mit anderen Meinungen immer wieder zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Die Frage nach politischer Urteilskraft hat heute nichts von ihrer Aktualität verloren und auch Arendts zentrale Themen wie Antisemitismus, Rassismus und totale Herrschaft sind täglich in den Medien präsent: das Urteil zum Anschlag von Halle 2019, der Anschlag von Hanau 2020, die Relativierung des Holocaust auf den Querdenkerdemonstrationen während der Pandemie, der Tod von George Floyd in Minneapolis und die dadurch ausgelöste Black-Lives-Matter-Bewegung, die Hongkong-Proteste und die Massendemonstrationen in Belarus.
In der Interview-Reihe diskutieren ausgewiesene Expertinnen und Experten der Hannah-Arendt-, Antisemitismus-, Rassismus- und Totalitarismus-Forschung mit Aktivistinnen und Aktivisten über die Bedeutung der Philosophin in ihrer Zeit und darüber, welche gesellschaftliche Relevanz sie und ihre Thesen gegenwärtig noch haben. Außerdem berichten Aktivistinnen und Aktivisten, wie es heute aussehen kann, sich öffentlichkeitswirksam zu den Themen Antisemitismus, Rassismus und totale Herrschaft zu äußern und welche Auswirkungen es auf ihr Leben hat, starke Positionen öffentlich zu vertreten.
Den Auftakt der Reihe bildet am 7. Mai die erste Interview-Folge mit Dr. Anna-Carolin Augustin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Washington, Prof. Dr. Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums, und Dr. Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle, zu der Frage, warum eine Hannah-Arendt-Ausstellung heute wichtig ist. Weitere Interview-Folgen zu den Themen Antisemitismus, Rassismus sowie Totaler Herrschaft erscheinen jeweils 14-tägig. Moderiert werden die Gespräche von PD Dr. Franziska Martinsen, Institut für Politikwissenschaft der Leibniz Universität Hannover (derzeit Vertretungsprofessorin für Politische Theorie an der Universität Duisburg-Essen), und PD Dr. Julia Schulze Wessel, Geschäftsführerin von anDemos – Institut für angewandte Demokratie und Sozialforschung e. V.
Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe: gid.hypotheses.org
Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in ausgewählten Ländern und damit das gegenseitige Verständnis. Sie unterhält zurzeit weltweit zehn Institute sowie weitere Forschungsgruppen und Büros. Mit ihren Infrastrukturen bietet die MWS beste Voraussetzungen für exzellente geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung, die durch unmittelbare Nähe zu den Forschungsgegenständen und im Austausch unterschiedlicher Perspektiven und Herangehensweisen entsteht.
Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, kurz: Bundeskunsthalle, ist ein einzigartiger Ort der Kunst, Kultur und Wissenschaft. Im Zentrum des Programms steht die Kunst aller Epochen, einschließlich zeitgenössischer Kunst, sowie Ausstellungen zu kulturhistorischen Themen, Archäologie, Naturwissenschaft und anderen Wissensgebieten. Die Bundeskunsthalle entwickelt und präsentiert darüber hinaus ein eigenständiges Programm mit Podiumsdiskussionen, Lectures und Veranstaltungen im Bereich der darstellenden Künste wie Theater, Performance, Tanz und Musik.
Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist die Dachorganisation von acht Wissenschaftsakademien. Mehr als 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, die zu den national und international herausragenden Vertretern und Vertreterinnen ihrer Disziplinen gehören, sind unter dem Dach der Akademienunion vereint. Die Akademienunion koordiniert das Akademienprogramm, das größte geistes- und sozialwissenschaftliche Langfrist-Forschungsprogramm Deutschlands. Sie fördert die Kommunikation zwischen den Akademien, betreibt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, organisiert Veranstaltungen über aktuelle Themen der Wissenschaft und beteiligt sich an der wissenschaftsbasierten Gesellschafts- und Politikberatung. Darüber hinaus kommuniziert die Akademienunion mit Wissenschaftsorganisationen des In- und Auslandes und entsendet Vertreterinnen und Vertreter in nationale und internationale Wissenschaftsorganisationen.
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