Ausgehend von der Übersetzung unübersetzbarer Konzepte in Philosophie und Religion (Barbara Cassin und David Lemler im Gespräch mit Peter Geimer) über transkulturelle Beziehungen in der Kunstgeschichte (Anne Lafont und Lena Bader) bewegte sich die Tagung zwischen verschiedenen Sprachen, Textsorten und Kulturräumen (u. a. Japanisch: Nicole M. Müller; Türkisch: Christoph K. Neumann; Hebräisch: Ossnat Sharon-Pinto; Arabisch: Stefan Weidner), und folgte dabei Begriffen und Personen in dieser Bewegung, mit Vladislav Rjéoutski etwa russischen Diplomaten des 18. Jahrhunderts. Durchwegs zeigte sich, dass Übersetzungen nie bloß ein Transfer von Informationen von einer Sprache in die andere sind, sie bringen stets auch Weltanschauungen oder Wissensordnungen in Dialog oder Konfrontation zueinander.
Es wurde über Freuden und Unfreuden des Übersetzens von Texten mit unterschiedlichen literarischen oder politischen Ansprüchen gesprochen (Olivier Mannoni), über historisch wandelbare und kontextuell spezifische Kriterien der Qualität und Adäquatheit von Übersetzungen und über die Fragen, die sich für Übersetzer*innen durch Künstliche Intelligenz stellen. Die Grenzen des Sagbaren und die persönliche Motivation wie gesellschaftliche Verantwortung, sich der nie abgeschlossenen Aufgabe einer Übersetzung des Schweigens zu stellen, wurden in einem von Elissa Mailänder moderierten Gespräch zwischen Carolin Emcke und Annette Wieviorka thematisiert.
Das abschließende Podium mit Vertreter*innen der Max Weber Institute in Delhi, London, Rom, Tokio, Washington und Warschau, deren Aufgabe als Übersetzer zwischen den Sprachen, aber auch zwischen verschiedenen (Wissenschafts-)Kulturen diskutiert wurde, machte deutlich, dass Übersetzen als komplexer Prozess und vielschichtige Herausforderung weiterhin wichtiger und inspirierender Bestandteil unserer Tätigkeit bleiben wird, denn: »… die Sprache der Welt ist die Übersetzung«, wie Barbara Cassin schreibt.