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DHI Warschau

Andrew Tompkins

Damit beschäftige ich mich:

Meine Forschung beschäftigt sich mit transnationalen Prozessen im Leben verschiedener Europäer*innen nach 1945. In der Vergangenheit habe ich mich mit der Frage befasst, wie grenzüberschreitende Verbindungen die Praxis sozialer Bewegungen in Westeuropa veränderten. Aktuell interessiere ich mich für transnationale Praktiken innerhalb Osteuropas. Eine Alltagsgeschichte der Zollner*innen an der Staatsgrenze zwischen Polen und der DDR konnte die Erfahrungen mit „sozialistischer Integration“ und den Umgang mit Grenzen in sozialistischen Staaten beleuchten.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

In Deutschland wird wegen der mangelnden Reisefreiheit in der DDR gen Westen häufig angenommen, dass osteuropäische Grenzen im Kalten Krieg generell geschlossen waren. Das stimmt aber nur für bestimmte Länder und zu bestimmten Zeiten. Es gab z.B. einen regen Austausch zwischen der DDR und Polen in den 1970er Jahren, und polnische Staatsbürger*innen reisten u.a. als Arbeitskräfte auch in breiten Teilen der Welt. Es gab natürlich unübersehbare Einschränkungen, aber viele Menschen in Osteuropa schöpften die Möglichkeiten ihrer eigenen Mobilität mit beeindruckender Findigkeit aus.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

In der Zeitgeschichte und vor allem für das späte 20. Jahrhundert hat man, im Gegensatz zu vielen früheren Epochen, oft eine riesige Auswahl an Quellen, die mal mehr, mal weniger aussagekräftig für bestimmte Themen sind. Die erste Herausforderung ist daher oft, einen Überblick möglicher Quellen zu schaffen, die größte Herausforderung ist aber dann, diese einzuordnen und die interessanten daraus zu identifizieren, damit man sie für die eigene Fragestellung interpretieren kann.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Dr. Tompkins ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Warschau.

Beiträge aus dem Themenportal

„Sozialistische Integration“ als Beruf: Ostdeutsche und polnische Zollangehörige im Kalten Krieg

Die sozialistische Integration Osteuropas wird im Nachhinein oft als gescheitert betrachtet – doch was bedeutete sie für Zeitgenoss*innen? Besonders zwischen der DDR und Polen gab es komplexe wirtschaftliche und gesellschaftliche Verflechtungen. Der Zoll spielte dabei eine zentrale Rolle: Er kontrollierte, regulierte und beeinflusste den Austausch zwischen beiden Ländern maßgeblich. Andrew Tompkins untersucht am DHI Warschau die transnationale Zusammenarbeit der Zollbehörden und beleuchtet, wie sie die „sozialistische Integration“ mitgestalteten – und wo ihre Grenzen lagen.