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OI Beirut

Berenike Metzler

Damit beschäftige ich mich:

Die Erforschung der Semiotik arabischer Buchstaben ist ein gänzlich neues Forschungsfeld. Mit dem noch unedierten Werk Ḥilyat ahl al-kamāl bi-aǧwibat asʾilat al-Ǧalāl des Abū Bakr aš-Šanawānī (gest. 1610) habe ich eine Schrift gefunden, anhand derer ich die dort zu findende Semiotik der arabischen Buchstaben mit moderner Buchstabensemiotik abgleichen kann. Da dieses Werk die Beantwortung von sieben Fragen ist, die etwa ein halbes Jahrhundert zuvor der mamlukische Polyhistor Ǧalāl ad-Dīn as-Suyūṭī (gest. 1505) als Prüfstein für wahre Gelehrsamkeit gesetzt hat, ist die Ḥilya zudem eine wichtige Quelle für die Erforschung arabischer Gelehrsamkeit im frühosmanischen Ägypten.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

Das Reizvolle an meinem Forschungsfeld besteht sowohl in der Vielfalt der Arbeitsweisen als auch in der intellektuellen Herausforderung bei der Betrachtung von Buchstaben. Zum Vorgehen gehört das Kollationieren von acht verschiedenen Manuskripten, was einer Detektivarbeit gleicht. Dabei sollen inbesondere auch die Texte, die am Rand stehen, in den Blick genommen werden, um Rückschlüsse darauf zu ziehen, durch welche Hände dieser Text gegangen ist und wie groß seine Wirkung war. Da Buchstaben an sich auf so verschiedenen Ebenen wirken, also Ordnungselemente, Schrift-Bilder und Symbole sind, braucht es an vielen Stellen einen genauen Blick, um herauszufinden, welche Funktionsweise der Autor gerade meint.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Die größte Herausforderung bei meiner Arbeit ist, die verschiedenen Teilfelder des Projekts angemessen zu behandeln und schließlich zu einem großen Ganzen zusammenzuführen: Zunächst gilt es, anhand der vorhandenen Manuskripte einen Grundlagentext zu schaffen und zu analysieren. Da dieser Text auf Jahrhunderten von Beschäftigng mit den arabischen Buchstaben aufbaut, müssen auch die verschiedenen Querverweise in die Analyse mit aufgenommen werden. Gleichzeitig muss beobachten werden, wie die moderne buchstabensemiotische Forschung sich weiterentwickelt, um den vormodernen Text mit dieser modernen Perspektive abzugleichen.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

PD Dr. Berenike Metzler arbeitet im Rahmen einer DFG-Drittmittelstelle am Orient-Institut Beirut und ist dabei entsandt an das Deutsche Historische Institut Washington.

Beiträge aus dem Themenportal

Als Buchstaben die Welt ordneten – Arabische Buchstabensemiotik an der Schwelle zur Neuzeit

Buchstaben spielten in der islamischen Kulturgeschichte eine herausgehobene Rolle: Sie waren nicht nur Ausdrucksmittel, sondern auch Ordnungslement und Materie, aus der Gott die Welt erschaffen hat. Am OIB Beirut/DHI Washington untersucht Berenike Metzler im Rahmen eines DFG-Projekts die vielfältigen Buchstabenfunktionen anhand eines arabischen Textes aus dem 16. Jahrhundert.