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OI Istanbul

Bilge Karbi

Damit beschäftige ich mich:

Mein Forschungsthema ist die Transformation von Imperien im Zerfallsprozess im 19. Jahrhundert. Mein besonderes Interesse gilt dem Osmanischen Reich, dem Deutschen Reich und dem Habsburger Reich als Verbündete im Ersten Weltkrieg. Mein aktuelles Forschungsprojekt ist eine der größten deutschen Kapitalinvestitionen im Osmanischen Reich im 19. Jahrhundert. Die Hauptforschungsfrage ist, wie die Anatolien-Bagdadbahn im späten Osmanischen Reich die Provinzen des Reiches wirtschaftlich und gesellschaftlich veränderte. Ich verwende die Eisenbahntechnologie, um die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen im späten Osmanischen Reich zu verstehen.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

Die Anatolien-Bagdadbahn stand im 19. Jahrhundert im Mittelpunkt der türkisch-deutschen Beziehungen. Doch wenn Geschichte geschrieben wird, ergeben sich neue Forschungsperspektiven. Es reizt mich, neuen Fragen und neuen Quellen nachzugehen. Spannend an diesem Forschungsthema ist, dass die Stationsgebäude und Brücken an der Bahnstrecke noch heute in Betrieb sind. Es ist interessant, neben Archiven und Bibliotheken auch Feldforschungen durchführen zu können.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Wegen meiner Forschungsarbeit muss ich sowohl Quellen des Osmanischen Reiches als auch Deutschlands bearbeiten. Daher muss ich oft Archive und Bibliotheken besuchen, um Zugang zu osmanischen und deutschen Quellen zu erhalten. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die osmanische Geschichte in einen globalen Kontext zu integrieren. In den letzten Jahren hat die Position des Osmanischen Reiches in den Debatten über den Postkolonialismus viel Interesse geweckt. Um die Geschichte des Osmanischen Reiches mit einer globalhistorischen Perspektive zu betrachten, müssen die osmanischen und türkischen Quellen stärker erforscht werden.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Dr. Bilge Karbi ist Direktionsassistentin am Orient-Institut Istanbul.

Beiträge aus dem Themenportal

Die Anatolien-Bagdadbahn: Deutsche Unternehmen, Osmanische Bürokratie und die lokale Bevölkerung

Die Geschichte der Anatolien-Bagdadbahn, die das Osmanische Reich von Istanbul nach Bagdad durchquert, bedarf einer neuen Forschungsperspektive. Im Kontext aktueller postkolonialer Debatten betrachtet Bilge Karbi die Bahnlinie aus einem lokalen Blickwinkel. Wie sich das damals größte deutsche Investitionsprojekt auf das Leben der lokalen Bevölkerung und die Umwelt auswirkte, mit welchen Problemen die osmanische Bürokratie und das deutsche Unternehmen zu kämpfen hatten und wie diese Probleme gelöst wurden, sind die Hauptfragen der Studie.