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DHI Washington

Jana Dunz-Keck

Damit beschäftige ich mich:

Ich beschäftige mich mit der Geschichte der Medien im Kontext von Migrations- und Genderforschung. Konkret nutze ich digitalisierte deutschsprachige Zeitungen in den USA des 19. Jahrhunderts, um weit verbreitete, heute würde man sagen „virale“ Texte zu analysieren. Sie geben Aufschluss über vielschichtige Erfahrungen der sechs Millionen Ausgewanderten – ihre Wünsche und Hoffnungen, Schwierigkeiten und Erfolge, Eindrücke und Vorurteile. Darunter finden sich zahlreiche Texte von, für, und über Frauen. Indem ich diese ins Zentrum rücke, schreibe ich eine neue Geschichte der migrantischen Medienkultur, abseits männlicher Verleger und Redakteure.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

Besonders fasziniert mich die Quellengattung Immigrantenzeitung. Es gibt kaum einen anderen Ort, an dem sich so viele unterschiedliche Stimmen, Texte und Themen aus der neuen und alten Heimat bündeln. Man stößt dort auf zahlreiche nachgedruckte Texte aus Deutschland, seien es Nachrichtentexte oder Kurzgeschichten, die von Frauen verfasst wurden oder in denen Frauen Protagonistinnen darstellen. Frauen treten als Motive in Erzählungen, Figuren in Werbeanzeigen für amerikanische Produkte oder als die intendierten Leserinnen von Sachtexten hervor. Geschlechterbilder und Stimmen von Frauen öffnen ein Fenster zum Alltag der Migrant:innen und ihren transnationalen Bezügen.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Da ich in den Digitalen Geschichtswissenschaften forsche, bewege ich mich in mehreren Disziplinen in der Informatik und den Geisteswissenschaften. Das ist spannend, da ich mich in den unterschiedlichsten Bereichen weiterbilde – vom Programmieren bis hin zur Paläographie. Gleichzeitig stellt die Interdisziplinarität meiner Forschung auch die größte Herausforderung dar, da es unterschiedliche Forschungstraditionen, etwa in Bezug auf Publikationskultur und kollaboratives Arbeiten, zu überbrücken gilt. Da die Digitalen Geschichtswissenschaften in Deutschland noch recht jung sind, ist die Frage noch offen, wie diese Unterschiede wissenschaftliche Karriereläufe beeinflussen.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Dr. des. Jana Keck ist Research Fellow am Deutschen Historischen Institut Washington und koordiniert den Forschungsbereich Digital History.

Beiträge aus dem Themenportal

„Die andern fragen so oft, wann schreibst du nach Amerika“ – Migrant Connections: Eine digitale Forschungsinfrastruktur zur deutsch-amerikanischen Migrationsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts

„Wenn ich dir so oft geschrieben hätte als ich an dich denke, so hättest du wohl tausend Briefe. Die andern fragen so oft, wann schreibst du nach Amerika“ – Brief von Anna Maria Steinhorst, geschrieben in Ascheberg, Nordrhein-Westfalen, am 19. März 1875 an ihren Bruder Bernhard Busam, der 1855 in die Vereinigten Staaten auswanderte.