DIJ Tokyo
In meinem Forschungsfeld beschäftige ich mich mit Orten, die sozialen Austausch und Kommunikation in ländlichen Kommunen in Japan fördern. Angesichts des voranschreitenden demografischen Wandels sehe ich in diesen von der Lokalbevölkerung gestützten und genützten Räumen großes Potenzial um mit den Herausforderungen der Entvölkerung und Überalterung umzugehen. In meiner qualitativen Feldforschung in unterschiedlichen Gemeinden des Landes untersuche ich unter anderem ehemalige Schulgebäude, Cafés, Vereine oder Dorffeste.
Japans ländliche Kommunen sind Räume, die sich aufgrund der demografischen Herausforderungen rasant wandeln. Die Vielzahl an Akteur:innen – etwa urbane Binnenmigrant:innen, Rückkehrmigrant:innen, oder sogenannte „Alteingesessene“ – haben unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft ihrer Gemeinde, woraus sich ein dynamisches Spannungsfeld ergibt. Dieses bringt innovative Aktivitäten und Strukturen hervor, die über die unmittelbare Gemeinde hinaus Strahlkraft besitzen können. Im Zuge meiner Forschung erfahre ich von kreativen Ideen in ihrer Entstehung, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigen.
Zugang zu ländlichen Gemeinden zu erhalten kann mit Schwierigkeiten und viel Kommunikation im Vorfeld verbunden sein. Oft reicht der „offizielle“ Weg über das Gemeindeamt allein nicht aus, um Interviewpartner:innen zu erhalten. Eine Vertrauensperson vor Ort oder eine Person mit guten Kontakten in eine bestimmte Nachbarschaft waren in meinem Fall wesentliche Faktoren, um in kurzer Zeit Gesprächspartner:innen zu erhalten. Auch musste ich mich dem Linksverkehr in Japan stellen, um mit einem Mietauto in die teilweise entlegenen Dörfer zu gelangen.
Dr. Sebastian Polak-Rottmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter des Forschungsfeldes „Nachhaltigkeit in Japan“ am Deutschen Institut für Japanstudien.