Als Nordamerikahistoriker habe ich zur Geschichte des Ersten Weltkriegs und zur Genese des US-amerikanischen Wissenschaftssystems im 19. Jahrhundert gearbeitet. Besonders interessieren mich die Eigenheiten und die Fragilität, durch die sich der amerikanische Nationalstaat auszeichnet. Derzeit beschäftige ich mich mit der Geschichte von Wissenschaft als einer Profession seit den 1990er Jahren, und zwar anhand der Stammzellenforschung und deren Rolle in der Öffentlichkeit. In einem anderen aktuellen Projekt untersuche ich transatlantische Debatten über ein bedingungsloses Grundeinkommen seit den 1950er Jahren.

Aus meinen Projekten ergeben sich wichtige Schnittpunkte, etwa zwischen der nordamerikanischen Geschichte und der Wissenschaftsgeschichte oder zwischen Geschichtswissenschaft, Amerikanistik und Soziologie. An diesen Schnittpunkten ergeben sich spannende Fragen für den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus benachbarten Subdisziplinen und Fächern. Durch die Verbindung mit der Wissenschafts- und Medizingeschichte etwa erhält die nordamerikanische Geschichte neue Konturen und die Perspektiven und Fragehorizonte verschieben sich. Außerdem reizt mich der Vergleich unterschiedlicher Herangehensweisen und Themen in der US-amerikanischen und in der deutschen und europäischen Geschichtswissenschaft. Das DHI Washington bietet einen idealen Rahmen für den intellektuellen Austausch quer durch die historischen Subdisziplinen und über Disziplingrenzen hinweg.

Im laufenden Institutsbetrieb ist es schwierig, genügend Zeit für Archivbesuche und Lektüre zu finden. Außerdem ist es eine spannende fachliche Herausforderung, als Historiker die komplexen biologisch-medizinischen Zusammenhänge zu durchdringen, um die es etwa in den Stammzelldebatten geht.

PD. Dr. Axel Jansen ist Stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Instituts Washington.