Mary Nolan, Professorin für Geschichte an der New York University wird am 24. Oktober 2013 mit dem Helmut Schmidt Preis für deutsch-amerikanische Wirtschaftsgeschichte ausgezeichnet werden. Die Ehrung erfolgt für ihr bemerkenswertes Oeuvre, insbesondere aber für die beiden herausragenden Bücher Visions of Modernity: American Business and the Modernization of Germany (1994) und The Transatlantic Century: Europe and America, 1890-2010 (2012).
Mary Nolan studierte deutsche und europäische Geschichte am Smith College und der Columbia University in New York. Ihre Forschungen zur Geschichte des langen 20. Jahrhunderts sind breit gefächert. Sie arbeitete zuerst zur deutschen Sozial- und Arbeitergeschichte und veröffentlichte wichtige Beiträge zur Erinnerungspolitik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit den frühen 1990er Jahren konzentrierte sich Professor Nolan mehr und mehr auf die politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen und Austauschprozesse zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika. Dabei untersuchte sie auch die Geschichte des Anti-Amerikanismus, des amerikanischen Anti-Europatums sowie der Amerikanisierung der europäischen Gesellschaften.
Mary Nolan’s Visions of Modernity: American Business and the Modernization of Germany eröffnete neue Perspektiven auf die Geschichte der Weimarer Republik. Im Mittelpunkt steht die deutsche Rezeption des Fordismus und anderer amerikanischer Ideen zur Rationalisierung von Arbeit, Produktion und Konsum. Durch die systematische Verflechtung zuvor meist isoliert voneinander untersuchter Felder, etwa der Unternehmens-, Arbeiter- und Frauengeschichte, setzte Visions of Modernity neue Standards und ermögliche weiterführende Einblicke in die Komplexität und die Widersprüchlichkeit der Weimarer Wirtschaft und Gesellschaft. Mit ihrem unlängst veröffentlichten Buch The Transatlantic Century: Europe and America, 1890-2010, legte Mary Nolan einen faszinierenden Überblick der Interaktionen von Alter und Neuer Welt vor. Im Mittelpunkt dieses in Deutschland bisher kaum rezipierten Werkes stehen die unterschiedlichen, teils gar gegensätzlichen Ideen über Modernität und Modernisierung, die alle Bereiche der europäisch-amerikanischen Beziehungen im letzten Jahrhundert durchdrangen.
Der Helmut Schmidt Preis für deutsch-amerikanische Wirtschaftsgeschichte erinnert an die wichtigen Beiträge des früheren deutschen Bundeskanzlers zur Ausgestaltung der transatlantischen wirtschaftlichen Kooperation. Seine Vergabe wird seit 2007 großzügig von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius gefördert. Der mit 5000 € dotierte Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Preisträger der letzten Jahre waren Charles Maier (Harvard University), Richard Tilly (WWU Münster), Harold James (Princeton University) und Volker Berghahn (Columbia University). Mary Nolan ist die erste Frau, deren Arbeit mit dem Preis gewürdigt wird.
Der Helmut Schmidt Preis für deutsch-amerikanische Wirtschaftsgeschichte wird am 24. Oktober 2013 im Deutschen Historischen Institut in Washington vergeben werden. S. Jonathan Wiesen (Southern Illinois University, Carbondale) wird die Laudatio halten und die Preisträgerin Mary Nolan anschließend zum Thema “Americanization? Europeanization? Globalization? The German Economy since 1945” sprechen.
Foto: © Mary Nolan