Stefan Martens wird für 37 Dienstjahre am Deutschen Historischen Institut Paris geehrt

Zum Jahresende 2020 wird Stefan Martens nach 37 Dienstjahren aus dem Deutschen Historischen Institut Paris Paris (DHIP) verabschiedet. Aus diesem Anlass überreichte ihm Thomas Maissen, Direktor des DHIP, am 7. Dezember eine Urkunde, mit der ihm die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, »für die der Bundesrepublik Deutschland geleisteten treuen Dienste Dank und Anerkennung« aussprach.

Zum Jahresende 2020 wird Stefan Martens nach 37 Dienstjahren aus dem Deutschen Historischen Institut Paris (DHIP) verabschiedet. Aus diesem Anlass überreichte ihm Thomas Maissen, Direktor des DHIP, am 7. Dezember eine Urkunde, mit der ihm die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, »für die der Bundesrepublik Deutschland geleisteten treuen Dienste Dank und Anerkennung« aussprach.

Stefan Martens studierte Geschichte und Philosophie in Frankfurt am Main und in Münster/Westfalen. Nach der Promotion im Jahre 1983 bei Klaus Hildebrand zur Rolle Hermann Görings in der Außenpolitik des Dritten Reiches wurde er zunächst Mitarbeiter und später Leiter der Abteilung Zeitgeschichte am DHIP. Von 2002 bis zu seinem Ausscheiden war er Stellvertretender Direktor des Instituts. 2015 wurde Stefan Martens für seine Verdienste um die deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der Forschung durch die französische Ministerin für Kultur und Kommunikation, Fleur Pellerin, zum Ritter des Ordens der Künste und der Literatur ernannt.

Standen am Institut zunächst für ihn die deutsch-französischen Beziehungen in der Zwischenkriegszeit im Mittelpunkt, hat er sich in den letzten Jahren in seinen Forschungen vor allem mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Alltags unter deutscher Besatzung beschäftigt. So war er Mitherausgeber der sehr erfolgreichen Briefsammlung »Comme un Allemand en France. Lettres inédites sous l’Occupation 1940–1944« (Iconoclaste, Paris 2016). Im Herbst 2021 erscheint beim Verlag Brill in Leiden eine umfangreiche Dokumentation in zwei Bänden, die aus dem von Tatjana Tönsmeyer, Peter Haslinger, Irina Sherbakowa, Włodzimierz Borodziej und Stefan Martens geleiteten internationalen Forschungsnetzwerk »Societies under German Occupation – Experiences and Memory in World War II« hervorgegangen ist.

Die Lageberichte des deutschen Militärbefehlshabers in Frankreich und die Synthesen der Berichte der französischen Präfekten während der Besatzungszeit 1940–1944 waren ein weiteres der von Stefan Martens am DHIP betreuten Forschungsprojekte. Die daraus entstandene kommentierte Online-Edition der Berichte betreut das Institut d’histoire du temps présent als Projektpartner. Ebenso ist die von Stefan Martens in Zusammenarbeit mit Corinna von List erstellte interaktive Karte der deutschen und französischen Dienststellen im besetzten Frankreich während der Zweiten Weltkriegs online verfügbar. Stefan Martens wirkte darüber hinaus in zahlreichen deutschen und französischen Gremien sowie Beiräten und wurde in den Medien häufig als Experte befragt, insbesondere zur Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Mit seinen viel beachteten Veröffentlichungen, der Organisation und Publikation von internationalen Tagungen, der Mitarbeit bei der Übersetzung zentraler Quellen, wie den Tagebüchern von Joseph Goebbels oder der kritischen Edition von »Mein Kampf«, hat Stefan Martens als Experte für die Besatzungszeit 1940–1945 und die Geschichte des nationalsozialistischen Europa entscheidend dazu beigetragen, dass diese zusammen mit dem Ersten Weltkrieg schmerzhafteste Epoche der deutsch-französischen Geschichte am Pariser Institut und weit darüber hinaus ergebnisoffen, produktiv und ohne Vorurteile diskutiert werden kann.

 

Weitere Informationen zu Stefan Martens

 

Forschungsprojekte (Auswahl)

 

Das Deutsche Historische Institut Paris, gegründet 1958 und seit 2002 Teil der Max Weber Stiftung, ist ein historisches Forschungsinstitut im Zentrum von Paris. Das DHIP betreibt eigene Forschung und unterstützt gleichzeitig Forscherinnen und Forscher, die zur westeuropäischen Geschichte arbeiten und dazu Recherchen in Frankreich oder Deutschland vornehmen. Seit 2015 ist der geographische Fokus des Instituts erweitert: In Kooperation mit der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar arbeitet eine Forschungsgruppe zum subsaharischen Afrika. Durch seinen Standort, sein internationales Team und sein dichtes Netz an Kooperationspartnern vermittelt das DHIP zwischen verschiedenen Wissenschaftskulturen und fördert eine international ausgerichtete Geschichtsschreibung. Forschenden unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher methodischer Ausrichtung und unterschiedlichen Alters den Austausch und den Dialog zu ermöglichen, ist die zentrale Aufgabe des Instituts.

Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in ausgewählten Ländern und damit das gegenseitige Verständnis. Sie unterhält zurzeit weltweit zehn Institute sowie weitere Forschungsgruppen und Büros. Mit ihren Infrastrukturen bietet die MWS beste Voraussetzungen für exzellente geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung, die durch unmittelbare Nähe zu den Forschungsgegenständen und im Austausch unterschiedlicher Perspektiven und Herangehensweisen entsteht.

 

Kontakt:
Jeannette Franke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: presse(at)dhi-paris.fr
Tel.: +33 (0)1 44 54 23 80

Deutsches Historisches Institut Paris
8 rue du Parc-Royal
75003 Paris