Polnischer Politiker verhindert Vortrag am Deutschen Historischen Institut in Warschau: Stellungnahme der Max Weber Stiftung

Die Max Weber Stiftung verurteilt den Angriff auf eine gemeinsame Veranstaltung des Deutschen Historischen Instituts und der Historischen Fakultät der Universität Warschau. Dort war es durch einen polnischen Politiker und Parlamentsabgeordneten zu massiven Störungen und Sachbeschädigungen gekommen, sodass der Vortrag abgebrochen werden musste.

Am Abend des 30. Mai sollte der renommierte Historiker Jan Grabowski (Universität Ottawa) am Deutschen Historischen Institut in Warschau (DHI Warschau) einen Vortrag zum Thema „Das polnische (wachsende) Problem mit der Geschichte des Holocausts“ in polnischer Sprache halten. Er folgte einer gemeinsamen Einladung der Historischen Fakultät der Universität Warschau und des DHI. Der Vortrag musste jedoch nach circa zehn Minuten aufgrund fortwährender Störungen abgebrochen werden. Der Vorsitzende der Konfederacja Korony Polskiej und Sejm-Mitglied, Grzegorz Braun, hatte das Institut betreten und die Veranstaltung unter Vorzeigen seines Abgeordnetenausweises nachhaltig gestört. Um Jan Grabowski am Vortrag zu hindern, beschädigte er das Rednerpult, Mikrofon und Laptop.

Das DHI Warschau zählt zu den elf Auslandsinstituten der Max Weber Stiftung. „Die Auslandsinstitute der Stiftung tragen zur Vernetzung unterschiedlicher Wissenschaftskulturen bei und geben Forschenden Raum, in einem intellektuell anregenden Umfeld frei und ungehindert an ihren Themen zu arbeiten. Dabei ist ihnen der offene Dialog mit ihren Partnerinnen und Partnern vor Ort ganz besonders wichtig“, so MWS-Präsidentin Ute Frevert. „Dass dieser Freiraum in Warschau so massiv verletzt wurde, ist besorgniserregend. Wir verurteilen den gewalttätigen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit auf das Schärfste und sprechen Jan Grabowski, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Historischen Fakultät der Universität Warschau und den Kolleginnen und Kollegen am DHI Warschau unsere Solidarität und Unterstützung aus.“

Der Vortrag von Jan Grabowski wurde am Folgetag in den Räumlichkeiten der Historischen Fakultät an der Universität Warschau nachgeholt.

 

Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (MWS) fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in ausgewählten Ländern und damit das gegenseitige Verständnis. Sie unterhält zurzeit weltweit elf Institute sowie weitere Forschungsgruppen und Büros. Durch eine unmittelbare Nähe zu den Forschungsgegenständen und im Austausch unterschiedlicher Perspektiven und Herangehensweisen bietet die MWS beste Voraussetzungen für exzellente grenzüberschreitende geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung. 

Das Deutsche Historische Institut Warschau (DHI Warschau) betreibt innovative Grundlagenforschung, die die polnische Geschichte in ihren  europäischen Bezügen und die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte in ihrer gesamten  chronologischen Tiefe und thematischen Breite in den Blick nimmt. Das Institut unterstützt darüber hinaus den geschichtswissenschaftlichen Diskurs auf nationaler und internationaler Ebene. An den beiden Außenstellen in Vilnius und Prag fördert es seit 2017 zudem wissenschaftliche Forschungen zur tschechischen, litauischen, deutschen und polnischen Geschichte im europäischen Kontext.