GiD-Podiumsdiskussion: „Kleine Fächer ganz groß? Herausforderungen an die Geisteswissenschaften im 21. Jahrhundert"

23.02.2023, Podiumsdiskussion, MWS, Bad Godesberger Redoute

Am 23. Februar 2023 findet eine Podiumsdiskussion aus der Reihe „Geisteswissenschaft im Dialog“ (GiD) in der Bad Godesberger Redoute statt. Zum Thema „Kleine Fächer ganz groß? Herausforderungen an die Geisteswissenschaften im 21. Jahrhundert“ diskutieren Prof. Dr. Andreas Eckert (HU Berlin), Prof. Dr. Hans van Ess, (LMU München), Prof. Dr. Joanna Pfaff-Czarnecka (Universität Bielefeld), Prof. Dr. Judith Pfeiffer (Universität Bonn) und Prof. Dr. Franz Waldenberger (DIJ Tokyo). Die Veranstaltung wird moderiert von ZEIT-Journalistin Dr. Anna-Lena Scholz.

Fächer wie Sinologie, Indologie, Turkologie, Japanologie und Afrikanistik haben in Deutschland eine lange Tradition. Gleichwohl werden sie üblicherweise zu den sogenannten „kleinen Fächern“ gezählt. Das verwundert, stehen sie doch für Sprache, Kultur und Geschichte einer großen Mehrheit der Weltbevölkerung.

Mit dem rasanten Aufstieg Chinas und anderer Länder, die allzu oft unter der Überschrift des „Globale Südens“ subsumiert werden, wird nicht nur die tief verwurzelte Eurozentrische Perspektive in Frage gestellt, sondern es wird auch mehr regionale Kompetenz gefordert. Dabei werden in Deutschland geisteswissenschaftliche Ansätze, die sich den tiefliegenden Traditionen der zu untersuchenden Regionen widmen, zunehmend in Konkurrenz mit sozialwissenschaftlichen Vorgehensweisen, die in der Regel gegenwärtige Entwicklungen erforschen, gestellt. Klar ist jedenfalls, dass, gemessen an der großen Bedeutung dieser Länder, das Wissen um ihre Gesellschaft, Geschichte und Kultur in Deutschland noch deutlich unterentwickelt ist. Dabei verstehen sich die kleinen Fächer, wenn nicht als Mittler, so doch wenigstens als Erklärer.

Was aber ist eigentlich gemeint mit dem Schlagwort „Regionale Kompetenz“ und wie weit können die kleinen Fächer hier Ansprechpartner sein, wenn doch das Ergebnis nach den Kriterien und Parametern des Westens vermittelt werden soll? Mit der sich immer stärker abzeichnenden „Systemkonkurrenz“ zwischen China und dem Westen, bei der sich auch Länder wie Indien und die – wie zuletzt noch im Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine zu verzeichnen war – arabische Welt neu verorten, verschiebt sich der Fokus immer mehr auf anwendungsnahe Forschung zur Politik dieser Länder sowie deren Wirtschaft und Gesellschaft.

Diese Form der Regionalwissenschaft ist zweifellos wichtig und überaus notwendig, aber sollte das auch die genuine Aufgabe der rein geisteswissenschaftlichen Forschung sein? Braucht es nicht auch ein tieferes Verständnis der Kultur, Literatur, Philosophie und Geschichte eines bestimmten Landes? Besteht nicht die Gefahr, diese Länder a priori nur noch als Konkurrenten oder sogar Gegner zu sehen, wenn die Generierung wissenschaftlicher Ergebnisse nur noch im Lichte dieser Auseinandersetzung zu sehen ist?

Diese und weitere Fragen diskutieren:

Moderation: Dr. Anna-Lena Scholz, Redakteurin im Wissen-Ressort der Wochenzeitung DIE ZEIT, freie Autorin und Moderatorin

Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist leider nicht mehr möglich, da diese bereits ausgebucht ist. Die Aufzeichnung wird im Anschluss auf dem GiD-Blog veröffentlicht.

18:00 Uhr

Zur Veranstaltungsseite der Max Weber Stiftung.