Erste Stiftungskonferenz der Max Weber Stiftung in Paris: Antisemitismus im 19. Jahrhundert aus internationaler Perspektive

Vom 21.–23. Oktober 2015 widmet sich das Deutsche Historische Institut Paris gemeinsam mit seinen Schwesterinstituten , dem Zentrum für Antisemitismusforschung (Berlin) sowie dem Musée d’art et d’histoire du judaïsme und der Fondation pour la Mémoire de la Shoah einer prägenden, bislang wenig erforschten Phase des Antisemitismus und thematisiert so die tiefe Verwurzelung und transkulturelle Verflochtenheit dieses Phänomens.

Der Antisemitismus zeigt auch heute in Europa erschreckende Aktualität: Schon vor den Anschlägen um »Charlie Hebdo« stieg der Exodus französischer Juden nach Israel um 60 %, in Deutschland sorgt die wachsende Zahl antisemitischer Delikte für Verunsicherung. Verschiedene Erscheinungsformen des Antisemitismus treffen aktuell aufeinander: Während er in den westeuropäischen Gesellschaften oftmals in linke Kapitalismuskritik oder Kritik an der Politik des Staates Israel gekleidet ist, leben im östlichen Europa seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft auch traditionelle Formen des Ressentiments, zum Teil auf religiöser Grundlage, neu auf. In muslimischen Gesellschaften wiederum werden antisemitische Inhalte insbesondere vor der Folie des Nahostkonflikts verbreitet und stoßen auf wachsendes Interesse.

Bislang kaum erforscht ist eine prägende Phase in dieser Entwicklung, das 19. Jahrhundert. So entstand der Neologismus »Antisemitismus« nicht zufällig zu dieser Zeit, nämlich 1879 in Berlin, von wo er unmittelbar in alle anderen europäischen Sprachen übertragen wurde. In verschiedensten Umfeldern und Ausdrucksformen verbreitete sich zu dieser Zeit die Judenfeindschaft europaweit und lässt sich im völkischen und nationalistischen Milieu, in den Kirchen, im linken Milieu, in Wissenschaft und Wirtschaft, in Kunst und Kultur, in Administration und staatlichen Institutionen beobachten. Um das Ausmaß und die transkulturelle Verflochtenheit dieses Phänomens zu erfassen, von Skandinavien und Mitteleuropa über Österreich-Ungarn und Rumänien bis ins Osmanische Reich und die USA, versammelt die Tagung unter einer vergleichenden, transnationalen Perspektive ein hochkarätiges Podium internationaler Experten.

Die in dieser Form erstmalige Kooperation der Auslandsinstitute der Max Weber Stiftung bildet den Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe, der »Stiftungskonferenz«, bei der einmal jährlich Forschungsfragen aus international vergleichendem Blickwinkel in einem der Institute betrachtet werden.

Die Tagung wird von einem fortlaufend aktualisierten Wissenschaftsblog begleitet und wird parallel zur Veranstaltung unter http://antisem19c.hypotheses.org/ live gestreamt. Der Programmflyer zur Stiftungskonferenz ist auch als PDF erhältlich.
 
Veranstaltungsort:
Deutsches Historisches Institut Paris
8 rue du Parc-Royal
75003 Paris
Tel. : +33 1 44 54 23 80
Anmeldung und zusätzliche Information:
Dunja Houelleu
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: DHouelleu@dhi-paris.fr
Tel: +33 (0)1 44 54 24 16

Joachim Turré
Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland
Referent für Öffentlichkeitsarbeit
Rheinallee 6
53173 Bonn
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