DHI Warschau
Ich beschäftige mich mit der Rolle der professionellen Historiker nach 1989 (bisher habe ich nur männliche Historiker in dieser Gruppe identifiziert), die die Entwicklung der europäischen Integration hinterfragen. Dabei untersuche ich, wie professionelle Historiker internationale Netzwerke aufbauen und wie sich dieser Prozess in den pan-europäischen Kontext einpasst. Mein Anliegen ist es, die Aufmerksamkeit auf einflussreiche Akteure zu richten, deren Aktivitäten bisher im Schatten geblieben sind und nicht im Fokus der Forschung standen.
Mein aktuelles Forschungsthema passt zu meinem Interesse am sozialen und kulturellen Wandel in Mittel- und Osteuropa nach Jahre 1989 (und 1991). Ich interessiere mich für die Dynamik dieser Veränderungen und für die Faktoren, die ihren Verlauf und die Richtung beeinflusst haben. Bisher wurde dieser Aspekt in den Geschichtswissenschaften nicht erforscht. Der Fall der polnischen Debatte und die Beteiligung polnischer Historiker können somit dazu beitragen, die Probleme des Euroskeptizismus und der Europäisierung aus der Perspektive der Länder Mittel- und Osteuropas besser zu beschreiben.
Die Herausforderung besteht darin, den Prozess der EU-Osterweiterung und der jüngsten Vergangenheit zu historisieren. Dabei lohnt es sich einer interdisziplinäre und transnationale Perspektive zu entwickeln. Die Einordnung der untersuchten Phänomene in einen historischen Kontext erfordert einen Perspektivenwechsel und die Entwicklung eines Narrativs zur Zeitgeschichte. Eine weitere Herausforderung liegt darin, die Erfahrungen Mittel- und Osteuropas und die Entwicklung euroskeptischer Ideen in Polen als ehemaligem Ostblockland in den breiteren, pan-europäischen Kontext bei der Recherche einzubetten.
Olga Gontarska ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Warschau.