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Migration und Mobilität

Schatten von Prag: Die verborgenen Welten sozialistischer Städte

Sozialistische Städte galten einst als Experimentierfelder für eine utopische Gesellschaft. Doch trotz der Bemühungen sozialistischer Regime und entgegen des ursprünglichen Ziels, gerechte Gesellschaften zu schaffen, wich die Realität häufig pragmatischen Interessen. Im Namen der Arbeitenden stand die Verbesserung des Lebensstandards und die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Fokus. Die dadurch entstehenden neuen Ungleichheiten untersucht Jaromír Mrňka an der Außenstelle des DHI Warschaus in Prag.

Die Erniedrigung vor dem Aufstieg. Hazing an US-Universitäten (1850er-1930er Jahre)

Gewalt, Trinkgelage, Demütigungen. Wer in den USA Teil von Hochschulgruppen werden möchte, muss sich oft extremen Riten unterwerfen. Die Hälfte aller US-Studierenden hat laut Umfragen das sogenannte Hazing erlebt, das nahezu jährlich Todesopfer fordert. Seit vielen Jahrzehnten versuchen Hochschulen durch Verbote – erfolglos – diese Praxis einzudämmen. Raphael Rössel vom Deutschen Historischen Institut Washington widmet sich in seiner Forschung der bisher eher unbekannten Frühgeschichte dieser Rituale.

Soziologische Objektivität als Lebensform – ein Fallbeispiel

Ist es möglich, die „Gesellschaft“ zu betrachten, ohne dass Vorurteile die Wahrnehmung verzerren? Bereits seit dem 19. Jahrhundert betreiben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschung unter der Prämisse der Objektivität. Auch in der Geschichte der Soziologie spielte sie als „epistemische Tugend“ eine wichtige Rolle. Mit der Frage, wie man ihr gerecht wird, beschäftigten sich zum Beispiel die sogenannten Mass Observer in Großbritannien (1937-1949). Das Ideal der Objektivität beeinflusste nicht nur ihre Forschungsmethoden, sondern auch ihren Habitus und ihre Lebenswelt, wie Ole Münch vom Deutschen Historischen Institut London in seiner Arbeit aufzeigt.

Ziemlich beste Feinde: Kriegsgefangenschaft im Siebenjährigen Krieg

Gefangene verwalten war eine zentrale Herausforderung für alle in den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) involvierten europäischen Mächte. Mehr als eine Viertelmillionen Menschen durchliefen Kriegsgefangenschaft, einige sogar mehrmals. Andere waren an den komplexen Verhandlungen zur Freilassung und zum Austausch von Gefangenen beteiligt. Leonard Dorn vom Deutschen Historischen Institut Paris untersucht die vielfältigen Erfahrungen der Gefangenen sowie der Personen, die Gefangene in ihre Gewalt gebracht hatten (Überwinder), und stellt vier typische Perspektiven vor.

Migration und Einbürgerung nach dem Versailler Frieden – die Deutschen in Elsass-Lothringen und die französische Naturalisation

Integration und Einbürgerung bestimmen die politisch-rechtlichen Debatten in vielen Ländern, wenn es darum geht, Leitlinien für die Migrations- und Einwanderungspolitik festzuschreiben. Diese Debatten sind jedoch nicht neu, sondern lassen sich bereits in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts finden. Axel Dröber vom Deutschen Historischen Institut Paris untersucht am Beispiel der Deutschen in Elsass und Lothringen die Bedeutung von Staatsangehörigkeit und Einbürgerung in Europa nach dem Ersten Weltkrieg.

Musikalische Begriffsgeschichten

Begriffe wie „Oper“, „Operette“, „Musiktheater“ und „Kapelle“ sind nicht nur musikwissenschaftliche Fachbegriffe, sondern zeichnen sich auch durch eine vielfältige, sich wandelnde Begriffsgeschichte aus. Die Musikwissenschaftlerin Sabine Ehrmann-Herfort geht am Deutschen Historischen Institut in Rom der Geschichte von Begrifflichkeiten aus der Vokalmusik nach.

Politik über den Wolken. Die Entstehung des modernen Luftverkehrs in der Zwischenkriegszeit

Alltag, Arbeit oder Reisen sind heute ohne ein funktionierendes Streckennetz aus Fluglinien kaum mehr vorstellbar. Die Grundlagen der heutigen globalen Vernetzungen entstanden schon vor dem Zweiten Weltkrieg – in einer Zeit, in der Imperien, Nationalregierungen und große Airlines die Flugwege bestimmten. Andreas Greiner untersucht Verflechtungen von Fluggesellschaften in der Zwischenkriegszeit, die von Kooperation und Rivalität zugleich geprägt waren. Sein Forschungsprojekt wirft somit einen Blick über den Tellerrand der Infrastrukturgeschichte hinaus.

Mobilität des Rechts – Der Transfer von Rechtstexten am Beispiel der rechtlichen Stellung von Jüdinnen und Juden in Europa

Zwischen dem 11. und dem späten 13. Jahrhundert lassen sich im deutsch-römischen Reich und in den Königreichen England und Frankreich Verflechtungen verschiedener „Judenrechte“ beobachten. Die Historikerin Amélie Sagasser vom DHI Paris untersucht die Verbindungen und parallelen Entwicklungen weltlicher und kirchlicher Rechtstexte am Beispiel rechtlicher Bestimmungen zum Umgang mit Jüdinnen und Juden.

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