Universitäten gehören zu den der ältesten Institutionen Europas und waren seit dem Mittelalter von der geografischen und sozialen Mobilität ihrer Mitglieder geprägt. Dr. Pauline Spychala untersucht die Lebensbedingungen ausländischer Gelehrter an französischen Universitäten im Spätmittelalter. Im Fokus stehen Herausforderungen wie die Trennung vom familiären Umfeld, der Erwerb fremdsprachlicher Kompetenzen, soziale Spannungen mit anderen Gruppen und die materielle Lebenssituation. Zur Transkription ihres umfangreichen Quellenkorpus setzt sie automatisierte Texterkennung ein.
Die sozialistische Integration Osteuropas wird im Nachhinein oft als gescheitert betrachtet – doch was bedeutete sie für Zeitgenoss*innen? Besonders zwischen der DDR und Polen gab es komplexe wirtschaftliche und gesellschaftliche Verflechtungen. Der Zoll spielte dabei eine zentrale Rolle: Er kontrollierte, regulierte und beeinflusste den Austausch zwischen beiden Ländern maßgeblich. Andrew Tompkins untersucht am DHI Warschau die transnationale Zusammenarbeit der Zollbehörden und beleuchtet, wie sie die „sozialistische Integration“ mitgestalteten – und wo ihre Grenzen lagen.
Irlands „Krieg der Freunde“ und Polens revolutionäre Kämpfe auf dem Weg zur Unabhängigkeit waren geprägt von Helden wie Michael Collins, Eamon de Valera, Józef Piłsudski und Roman Dmowski. Hinter diesen Architekten der Unabhängigkeit wirkten Netzwerke, die mit knappen Ressourcen und drängender Zeit rangen – manchmal mit radikalen Konsequenzen. Was geschah, wenn die Geduld schwand, und die Uhr zu ticken schien? Und wie weit gingen einige, um den Traum von Freiheit wahr werden zu lassen? Das untersucht Michael Zok in seinem aktuellen Forschungsprojekt am DHI Warschau.
Zu Beginn der Kolonisierung standen die französischen Atlantikkolonien vor einem großen Problem: Aufgrund des eklatanten „Frauenmangels“ ließen sich zu wenige Siedler dauerhaft in den neu eroberten Gebieten nieder. Eva Seemann untersucht am Deutschen Historischen Institut Paris, wie die französische Krone dieser Entwicklung mit Heiratsprogrammen entgegenwirken wollte. Wie wurden die Anwerbung und der Transport von Frauen und Mädchen organisiert? Und welche Motive steckten hinter der staatlichen Bevölkerungspolitik?
Authentiken sind kleine Etiketten, mit denen Reliquien zur dauerhaften Identifikation versehen wurden. Sie sind aussagekräftige Zeugnisse, die von der Forschung lange Zeit wenig berücksichtigt wurden. Dr. Kirsten Wallenwein vom DHI Paris wirft ein neues Licht auf diese spannenden Artefakte. Welche Verbindungen zwischen Institutionen offenbaren sie? Welche sprachlichen und schriftgeschichtlichen Entwicklungen dokumentieren sie? Und für welche literarischen Produktionen haben diese faszinierenden Quellen den Anstoß gegeben?
Der Besitz und die Kontrolle ausgedehnter Küstengebiete am Mittelmeer spielten für die Bischöfe der Römischen Kirche eine wichtige Rolle. Ihre Politik hatte eine bisher kaum beachtete maritime Dimension. Kordula Wolf vom Deutschen Historischen Institut in Rom untersucht Regionen in Meeresnähe als hybride Räume und fragt, wie diese im Früh- und Hochmittelalter seitens der Päpste angeeignet und wahrgenommen wurden.
Der Hippie-Trail prägte nicht nur eine Generation, sondern formte auch transregionale Gegenkulturen. Isabel Richter erforscht am Pacific Regional Office des DHI Washington in Berkeley, wie diese Reisen nach Indien und Nepal die Jugend- und Gegenkulturen in Westdeutschland nachhaltig beeinflussten und eine spirituelle Wende einläuteten. Ihre Forschung bietet einen Einblick in die kulturelle Verflechtungsgeschichte der Bundesrepublik während der turbulenten 60er Jahre.
Sozialistische Städte galten einst als Experimentierfelder für eine utopische Gesellschaft. Doch trotz der Bemühungen sozialistischer Regime und entgegen des ursprünglichen Ziels, gerechte Gesellschaften zu schaffen, wich die Realität häufig pragmatischen Interessen. Im Namen der Arbeitenden stand die Verbesserung des Lebensstandards und die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Fokus. Die dadurch entstehenden neuen Ungleichheiten untersucht Jaromír Mrňka an der Außenstelle des DHI Warschaus in Prag.
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