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DHI London

Stephan Bruhn

Damit beschäftige ich mich:

Ich befasse mich hauptsächlich mit der Sozialgeschichte des Mittelalters. Chronologisch arbeite ich dabei vornehmlich zum Früh- und Hochmittelalter, also dem Zeitraum von etwa 400 bis 1200; geographisch stehen England und die sogenannte „fränkische Welt“, also das heutige Frankreich und Deutschland, im Fokus. Zu meinen Forschungsschwerpunkten gehören die Bildung von Reformgruppen, die Aushandlung von sozialer Ungleichheit, die Kulturgeschichte der Kirche sowie die historische Werteforschung. Mein aktuelles Projekt widmet sich gesellschaftlichen Transformationsprozessen im Übergang von der Antike zum Mittelalter.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie die Menschen in der Vergangenheit ihr soziales Miteinander gestaltet haben, welche Idealvorstellungen sie von der Gesellschaft hatten und wie diese Ordnungsmuster den Lebensalltag geprägt haben. Dazu zählt auch die Auseinandersetzung mit sozialen Ungleichheiten, die Gesellschaften heute ebenso strukturieren wie sie es im Mittelalter getan haben. Bei aller Andersartigkeit bestehen dabei viele Berührungspunkte. Diese Verbindungslinien aufzuzeigen und das Frühmittelalter für aktuelle Diskussionen anschlussfähig zu machen, reizt mich ganz besonders an meiner Arbeit.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Die größte Herausforderung bildet sicherlich die Überlieferungslage. Wer sich mit der Sozialgeschichte des Frühmittelalters beschäftigt, wird relativ schnell mit dem Umstand konfrontiert, dass marginalisierte Gruppen in den Quellen nur selten und zumeist indirekt greifbar werden. Ein Großteil der überlieferten Zeugnisse ist von Eliten für Eliten gemacht worden. Diese Quellen für die Erforschung marginalisierter Akteurinnen und Akteure fruchtbar zu machen, bildet ein ebenso voraussetzungsreiches wie reizvolles Unterfangen. Denn eine Gesellschaftsgeschichte darf sich nicht allein mit der Oberschicht auseinandersetzen.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Dr. Stephan Bruhn ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Mittelalterliche Geschichte am Deutschen Historischen Institut London

Beiträge aus dem Themenportal

Soziale Ungleichheit – frühmittelalterliche Perspektiven auf eine aktuelle Herausforderung

Soziale Ungleichheiten sind eine der drängendsten Herausforderungen der Gegenwart. Zugleich berühren sie aber auch in vielfältiger Weise die Vergangenheit. Die Auseinandersetzung mit historischen Ungleichheiten kann den Blick für gegenwärtige Phänomene schärfen. Dies trifft auch auf eine Epoche zu, deren soziale Ordnung als überwunden gilt: das Mittelalter.