Zu meinen Forschungsgebieten gehören die transalpinische Renaissance-Kultur, die Anfänge der europäischen Geschichtswissenschaft und die frühmoderne Natiogenese in Europa. 2012 habe ich ein internationales komparatistisches Forschungsprojekt über die frühmoderne Nationsbildung im Osten Europas im Kontext der gemeineuropäischen modernen Natiogenese initiiert und zwischen 2015 bis 2022 geleitet. In diesem Kontext sind sechs Sammelbände inkl. einer kollektiven Monografie über die Anfänge der Nationen im Osten Europas entstanden. In dieser Richtung recherchiere ich weiter.

Die Frühmoderne ist ein Schlüssel zum modernen, polyzentrischen, multinationalen, heute aber immer mehr gemeinsam grenzüberschreitenden politischen und kulturellen, menschenfreundlichen europäischen Raum. Über meine Themen versuche ich die Entwicklung dieses Raumes – wobei die Frühmoderne meines Erachtens ein organischer Teil der Moderne ist – zu verstehen und zu interpretieren. In diesem Sinne sind alle mich faszinierenden Forschungsgebiete eng zusammengebunden bzw. miteinander verflochten.

Es war in den Jahren 2013-2014 eine große Herausforderung, ein Team zu bilden, in dem die Kollegen aus der Ukraine und Russland, aus Belarus und Litauen, aus Polen und Deutschland gemeinsam die „national“ spezifischen Interpretationen ihrer Narrative verifizieren. Ich war dabei ein Außenseiter für alle, wenngleich mit einer Theorie ausgerüstet. Unser „bescheidenes“ Hauptanliegen war, das Konzept von einem auf einen Ursprung zurückgehenden primordialen Volkskörper der Rus’ und das in der Historiographie noch vorherrschende Paradigma, gemäß welchem ohne vorausgegangene Staatsbildung keine moderne Nation entstehen kann, zu revidieren.

Dr. Andrej Doronin ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Max Weber Stiftung.