Ich arbeite zur Geistesgeschichte und Historiographie Chinas mit einem Schwerpunkt auf der konfuzianischen Tradition. Ein weiteres Thema ist die Geschichte Zentralasiens, vor allem der Mongolei und Xinjiangs. Gleichzeitig interessieren mich die Verbindungen dieser Themen zu der aktuellen Lage in China.
Spannend an diesem Forschungsfeld ist, dass sich damit nur sehr wenige Menschen in der westlichen Welt auskennen. Mich reizt die Beschäftigung mit Dingen, die anders sind oder scheinen als das, was den normalen geistigen Hintergrund in Deutschland und Europa ausmacht. Ich lerne dadurch täglich neu, dass man die Welt anders anpacken kann, als man sich das ohne dieses Wissen vorstellt.
Voreingenommenheit in der Literatur und in den Medien verstellt oft den Blick auf die Tatsachen. Sie beeinflusst einen unmerklich in den eigenen Herangehensweisen und Grundannahmen. Die größte Herausforderung ist es, die eigenen Grundannahmen immer wieder auf’s Neue infrage zu stellen und zu überlegen, ob sie mit der Realität des Forschungsgegenstands wirklich übereinstimmt.
Prof. Dr. Hans van Ess ist Professor für Sinologie am Department für Asienstudien der LMU München und dort gleichzeitig Vizepräsident für Forschung.
Von 2015 bis 2023 war er Präsident der Max Weber Stiftung. Seit März 2023 fungiert er als China-Sonderbeauftragter des Stiftungsrates.