Aktuell forsche ich zur römischen Musikgeschichte und zur Geschichte Roms als Stadt, in der die Musik seit der Antike eine wichtige Rolle spielt. Ein weiteres Thema sind die kulturellen und musikalischen Verbindungen Roms in andere europäische Länder ‒ insbesondere solche nördlich der Alpen ‒ und die daraus resultierenden Migrationsbewegungen mit ihren Auswirkungen auf die Musik. Ein drittes Thema ist die musikalische Begriffsgeschichte, bei der es mir darum geht, musikalische Begriffswörter, die vielfach in Italien geprägt wurden, als wichtige Quelle historischer Erkenntnis und musikalischen Wissens zu untersuchen.

Rom als Forschungsfeld der Musikgeschichte ist überaus spannend, weil noch so viele originale Musikorte erhalten sind, die stets in enger Verbindung zur zugehörigen Architektur und zu römischen Aufführungstraditionen stehen. Rom ist über Jahrhunderte eine Art „Laboratorium“ und ein Treffpunkt der Romreisenden, wo man von anderen viel lernen konnte, was man dann in die eigenen Heimatländer mitgenommen hat. In der Regel funktionieren diese „Kulturtransfers“ jedoch als Einbahnstraßen, denn die Ergebnisse dieses „Exports“ kommen zunächst einmal nicht wieder in das Ursprungsland zurück.

Als größte Herausforderung empfinde ich es, die verschiedenen historisch gewachsenen Facetten der römischen Geschichte und Musikgeschichte zu unterscheiden und sie den mit ihnen jeweils verflochtenen Aktivitäten zuzuordnen. In der Entwicklung der reichen römischen Musikgeschichte wurden für die vielen musikalischen Erscheinungsformen und Anlässe – vom Mittelalter bis heute – ganz unterschiedliche performative Formate gefunden, die an der lebendigen und üppigen Festkultur der Ewigen Stadt partizipierten. Herausfordernd sind hierbei auch die Verknüpfungen der verschiedenen Wissenschaftskulturen, an deren Schnittpunkt die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DHI in Rom forschen.

PD Dr. Sabine Ehrmann-Herfort war Leiterin der Musikgeschichtlichen Abteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom.