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DHI Paris

Christoph Streb

Damit beschäftige ich mich:

In meiner Arbeit geht es darum, die Idee der Vernetzung in der Geschichte zu verorten. Ich will besser verstehen, warum Menschen in der Vergangenheit ihre Welt (und bei mir insbesondere ihre soziale Welt) über Fäden und Verbindungen, zwischenmenschliche Beziehungen und Austauschprozesse beschrieben und welche Konsequenzen damit einhergingen. Die landläufige Vorstellung, dass soziale Netzwerke immer und überall existierten, kontrastiert damit, dass diese Behauptung selbst viel jünger ist. Soziale Vernetzung wurde erst um 1900 als Antwort auf eine Modernisierungskrise erfunden.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

An wissens- und kulturgeschichtlicher Forschung interessiert mich, genau das zu historisieren, was uns heute besonders natürlich erscheint. Dadurch schaffen es die Historikerinnen und Historiker, eine gewisse reflexive Distanz zur eigenen Gegenwart und ihren Selbstverständlichkeiten und Normen zu gewinnen. Netzwerke etwa erscheinen überall, aber auch, weil wir sie sehen können und sehen wollen. Mich interessiert, wo dieses Wissen, wo dieser Blick herkommt, was er sichtbar machen kann, was er aber etwa auch im Dunkeln lässt – kurz: was er bewirkt.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Meine Forschung zu Imaginationen der sozialen Welt kann sicher ziemlich abstrakt wirken. Eine große Schwierigkeit liegt darin, den Gegenstand, der ja kein dinglicher ist, überhaupt zu greifen und sprachlich handhabbar zu machen.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Christoph Streb arbeitet als Postdoc am Deutschen Historischen Institut Paris.

Beiträge aus dem Themenportal

Für eine Wissensgeschichte sozialer Vernetzung im frühen 20. Jahrhundert

Die Vernetzung unserer Lebenswelt wird nicht nur von materiellen Kräften und technischen Erfindungen vorangetrieben. Sie folgt auch normativen Vorgaben. Erst um 1900 etablierte sich die Vorstellung, dass die Gesellschaft aus miteinander verflochtenen Individuen bestehe bzw. bestehen solle. In den folgenden Jahrzehnten entstand erstmals ein Menschenbild, in dem Vernetzung zentral war – entweder als Ideal, oder als Gefahr.