Unser Netzwerk

MWN Osteuropa

Esther Meier

Damit beschäftige ich mich:

Ich arbeite zur Geschichte der Sowjetunion und des Nationalsozialismus. Zu meinen Schwerpunkten zählen der Zweite Weltkrieg, der sowjetische Afghanistankrieg, sowjetische Nationalitätenpolitik und Alltagsgeschichte. Aktuell leite ich am DHI Moskau die Archivrecherchen zu den sowjetischen Kriegsgefangenen im Projekt „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte“. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Schicksalsklärung dieser Gruppen sowie zu zentralen Fragen der deutschen und sowjetischen Geschichte.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

Das Projekt verfolgt einen personenbezogenen Ansatz. In den Biographien der sowjetischen Kriegsgefangenen sind die Geschichte des Nationalsozialismus und des Stalinismus eng miteinander verflochten. Dies zeigt sich vor allem in den Lebensläufen derjenigen, die die deutschen Lager überlebten. Ich finde es spannend, Nationalsozialismus und Stalinismus in den Biographien miteinander in Beziehung zu setzen und den Fokus nicht, wie bislang zumeist geschehen, auf den Systemvergleich zu richten. Der biographische Zugang wirf zudem einen alternativen Blick auf historische Zäsuren und Kontinuitäten, die weit über das Kriegsende hinaus wirkungsmächtig waren.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Die aktuelle politische Situation erschwert den Zugang zum Archivmaterial. Zudem werden durch die russischen Angriffe ukrainische Archive und Dokumente zerstört. Wichtiges Kulturgut geht verloren. Die Arbeitsbedingungen vieler osteuropäischer Kolleginnen und Kollegen, deren Input für uns sehr wichtig ist, haben sich seit Februar 2022 aus unterschiedlichen Gründen – Einschränkung der Forschungsfreiheit, Flucht, Krieg – dramatisch verschlechtert.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Dr. Esther Meier ist wissenschaftliche Leiterin des Projekts „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene“ für das Max Weber Netzwerk Osteuropa.

Beiträge aus dem Themenportal

Sowjetische Kriegsgefangene – Ein internationales Recherche- und Dokumentationsprojekt

Während des Zweiten Weltkriegs gerieten bis zu 5,7 Millionen sowjetische Militärangehörige – Männer und Frauen – in deutsche Kriegsgefangenschaft. Mehr als drei Millionen starben an den unmenschlichen Bedingungen der Gefangenschaft oder wurden ermordet. Das deutsch-russische Regierungsprojekt „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte“ klärt ihre Schicksale, erschließt neue Archivdokumente und erinnert an eines der größten Verbrechen des Zweiten Weltkriegs.