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DHI Paris

Leonard Dorn

Alumnus/Alumna

Damit beschäftige ich mich:

Ich erforsche Kriegsgefangenschaft im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) im Westen des Heiligen Römischen Reiches. Dort führten die Monarchien Frankreich und Großbritannien-Kurhannover einen Landkrieg gegeneinander und sind vor allem durch ihren korrekten Umgang mit Kriegsgefangenen in Erinnerung geblieben. Kriegsgefangenschaft ist epochenübergreifend ein Thema und daher interessiert es mich besonders, das Zeitspezifische im Siebenjährigen Krieg herauszuarbeiten und zu erklären. Ich möchte deshalb die Akteur*innen, Praktiken und Räume des Kriegsschauplatzes mit hoher Tiefenschärfe erfassen, Verbindungen zum Konflikt in Amerika und Indien herausarbeiten und gerade auch das den normativen Erwartungen entsprechende Verhalten der Kriegsparteien kritisch diskutieren.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

In der Auseinandersetzung mit Krieg und Gefangenschaft beschäftige ich mich mit existentiellen Extremsituationen. Ich kann anhand der Quellen nachvollziehen, wie Menschen im 18. Jahrhundert den Übergang von kriegerischer Gewalt in der Schlacht zur Gefangenschaft gestalteten. Dabei funktionierten einige Praktiken (zumindest zwischen den europäischen Mächten) gut, etwa die Freilassung hochrangiger Gegner auf Ehrenwort oder der Austausch von Gefangenen. Im Zeitalter der Aufklärung verorten manche eine „humanitäre Revolution“. Dies lässt sich insofern bestätigen, als Humanität ein häufiger Begriff ist, wenn über Kriegsgefangene geschrieben wird. Von besonderem Interesse ist für mich, wie die Akteure ihre Ordnungsvorstellungen im Krieg umzusetzen versuchten.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Die Erforschung vormoderner Kriegsgefangenschaft hat Konjunktur, und das ist angesichts der bis vor wenigen Jahren wirklich überschaubaren Zahl von Studien auch gut so. Nun hat sich der Kenntnisstand seit Beginn meines Projekts zwar deutlich gebessert, aber viele Arbeiten sind parallel entstanden. Das bedeutet, dass sich die Autor*innen zum Teil nicht gegenseitig rezipiert haben, und erschwert den Anschluss an eine Forschungsdiskussion.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Leonard Dorn war Doktorand und Assistent in der Wissenschaftskommunikation am Deutschen Historischen Institut Paris.

Beiträge aus dem Themenportal

Ziemlich beste Feinde: Kriegsgefangenschaft im Siebenjährigen Krieg

Gefangene verwalten war eine zentrale Herausforderung für alle in den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) involvierten europäischen Mächte. Mehr als eine Viertelmillionen Menschen durchliefen Kriegsgefangenschaft, einige sogar mehrmals. Andere waren an den komplexen Verhandlungen zur Freilassung und zum Austausch von Gefangenen beteiligt. Leonard Dorn vom Deutschen Historischen Institut Paris untersucht die vielfältigen Erfahrungen der Gefangenen sowie der Personen, die Gefangene in ihre Gewalt gebracht hatten (Überwinder), und stellt vier typische Perspektiven vor.