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DFK Paris

Marie-Madeleine Ozdoba

Damit beschäftige ich mich:

Sowohl in der Architekturpraxis als auch in der Architekturforschung ist die mediale Vermittlung von Architektur ein blinder Fleck: Architekturbilder sieht man nicht, sondern man sieht Gebäude. Ich beschäftige mich mit der Erarbeitung einer Narratologie von Architekturerzählungen in den Massenmedien und in der visuellen Kultur der Nachkriegszeit. Hierbei ist das Ziel nicht vorrangig, über Architektur nachzudenken, sondern mit Architektur über gesellschaftliche Verhältnisse bzw. Transformationen zu reflektieren, und somit Architektur zum kritischen Objekt für die Geistes- und Sozialwissenschaften werden zu lassen.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

An meiner Forschung reizt mich, vergessene Erzählungen und Bilder einer nicht allzu entfernten Vergangenheit wieder ins Licht zu rücken, die gängige Auffassungen hinterfragen. Die Arbeit mit Primärquellen, sei es die Erkundung in den Tiefen des Archivs oder der Dialog mit Zeitzeugen, bereitet mir besondere Freude. Den Austausch im Rahmen von ForscherInnengruppen und internationalen Netzwerken finde ich besonders spannend, insbesondere die Verknüpfung der deutschen und französischen Wissenschaftskulturen in Bezug auf meine Objekte - denn die persönliche Forschung erhält erst im kollektiven Rahmen ihren ganzen Sinn.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Mein Ansatz unterscheidet sich grundsätzlich von der überwiegenden Entwicklung der Architekturforschung im engeren Sinne, als Bauforschung bzw. als Reflexion über die Praxis des Planens und Bauens. Der Fokus auf Formen der medialen Vermittlung bringt die Architekturforschung noch stärker in Verbindung mit Fragestellungen der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die größte Herausforderung liegt hierbei in der Wahl der Untersuchungsmethoden: Die Erarbeitung transversaler Fragestellungen zwischen Architekturgeschichte, Sozialgeschichte und Bildwissenschaften, auf die ich mich konzentriere, bedarf einer nachhaltigen interdisziplinären Perspektive.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Dr. Marie-Madeleine Ozdoba ist Postdoc Forscherin und Forschungskoordinatorin am Deutschen Forum für Kunstgeschichte – DFK Paris

Beiträge aus dem Themenportal

Die Erfindung der sozialistischen Umwelt. Mediale Vermittlungen der modernen Stadt in der DDR

1957. Neben der Städtebauausstellung Die Stadt von Morgen werden in Westberlin Musterbauten modernen Wohnens eingeweiht. Zeitgleich ebnet in der DDR die Entstalinisierung der Baukultur den Weg für den funktionalistischen Städtebau. Die „moderne Stadt“ scheint sich somit, jenseits der unüberwindlichen politischen, ideologischen und gesellschaftlichen Unterschiede, in BRD und DDR parallel zu entwickeln. Diesem Narrativ folgt eine nachträgliche Legitimierung durch die jüngere Architekturgeschichte, welche den Bauten der DDR einen Platz im Kanon der Moderne einräumt. Aber ganz anders als im Westen wurden moderne Architektur- und Städtebauprojekte in der DDR als konkrete räumliche Realisierungen des Sozialismus vermittelt, in Presse, Ausstellungen sowie in populärwissenschaftlichen Filmen und Publikationen. Diese heute oftmals vergessene Erzählung untersucht Marie-Madeleine Ozdoba am DFK Paris.